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Blog Universität Witten-Herdecke | Virtual Reality vs. Corona-Krise: So gehst du weiterhin deiner Leidenschaft nach!

Virtual Reality vs. Corona-Krise: So gehst du weiterhin deiner Leidenschaft nach!

In Zeiten der Corona-Krise zeigt sich das enorme Potential des Virtual Reality Mediums. Im Vergleich zu Film und Fernsehen, aber auch zur Videotelefonie spielt Virtual Reality (VR) aktuell seine wahren Stärken aus. VR ermöglicht es , Orte auf der ganzen Welt zu besuchen und mit Freunden und Familie Zeit zu verbringen. Denn das Gebot des social distancing gilt nur für den physical space, nicht für den Virtuellen!

Gemeinsam ins Kino gehen? Einen Brettspielabend machen? Ein Museumsbesuch? Zusammen Party machen? In Zeiten der Corona-Krise sollte man davon derzeit Abstand nehmen. Trotzdem müssen wir nicht komplett darauf verzichten, denn es gibt mehr als genug Möglichkeiten für virtuelle Unternehmungen. In der App BigScreen beispielsweise lassen sich in privaten oder öffentlichen Räumen gemeinsam aktuelle Kinofilme sehen – sogar in 3D. Viele der größten und bekanntesten Museen der Welt bieten virtuelle Ausstellungen und mit Die Siedler von Catan VR lässt sich eines der weltweit beliebtesten Brettspiele gemeinsam bestreiten. Wer auf mehr Action steht ist mit den tausenden Titeln der VR-Spiele-Bibliotheken mehr als gut bedient. Und wie war das noch mit der Party? Ach ja: Wer auf abgedrehte Partys, Gespräche oder anderen Schabernack steht, wird in VRChat genügend mögliche Mitstreitende finden. Aber werden wir mal konkret:

1. Der Museumsbesuch

Auch vor der Quarantäne haben schon vielen Museen ihre Sammlungen in der virtuellen Welt zum Leben erweckt. Viele Museen rund um den Globus nutzen das Potenzial von VR, in Szenerien komplett einzutauchen.

Mona Lisa: Beyond the Glass

Seit dem vergangenen Jahr kann man die Mona Lisa im Pariser Louvre gänzlich neu kennenlernen. Die kostenlose VR-Erfahrung „Mona Lisa: Beyond the Glass“ lässt die schwere Panzerglasscheibe zwischen Besucherinnen und Besuchern und dem Gemälde verschwinden und ermöglicht durch ein interaktives Design, Klangwelten und animierte Bilder neue Erkenntnisse über Details des Gemäldes.

Il Divino: Michelangelo’s Sistine Ceiling in VR

Il Divino ist der Name einer VR-Erfahrung in Anspielung auf den "göttlichen" Michelangelo. Die Software zeigt digital rekonstruierte, hochaufgelöste Bilder der Sixtinischen Kapelle, einschließlich der Decken- und Wandmalereien, Innendekoration und einer realistischen Beleuchtung. Die VR-Erfahrung ermöglicht es, dem Meisterwerk so nah zu kommen wie nie zuvor. Die zugrunde liegende Technik der Photogrammmetrie wurde auch in anderen Anwendungen genutzt, so z.B. in Nefertari: Journey to Eternity, wo man eine ägyptische Grabkammer erkunden kann. Oder das Projekt Versailles: The Palace is Yours

, wo sich das Schloss von Versailles in all seiner Pracht virtuell begehen und bestaunen lässt. artsandculture.google.com/project/versailles

2. Die Welt bereisen

Eben mal schnell an der Adria vorbeischauen? Ach, doch lieber den Uluru in Australien bei Sonnenuntergang bewundern? Mensch, da gab es doch diese eine Kapelle in Griechenland, die so pittoresk an der Klippe stand. Wo war die doch gleich…?

Google Earth VR

Google Earth VR bietet den gesamten Google Earth Katalog zum Entdecken in Virtual Reality. Mit Google Earth VR lassen sich eine Menge Orte auf der Welt besuchen, ohne dass man dabei sein Haus verlassen muss. Viele Großstädte sind mit dreidimensionalen Gebäudemodellen ausgestattet, wodurch sich der Eindruck eines virtuellen Überflugs über diese Orte nochmals verstärkt. Aber auch viele kleinere Regionen wie beispielsweise Witten sind mittlerweile ebenfalls dreidimensional nachgebildet und laden somit zur Erkundung ein.

Auch wenn die grafische Präsentation von architektonischen Details noch zu wünschen übriglässt (schließlich greift Google für die Darstellung vor allem auf algorithmische Interpolationen zurück und nicht auf detailgetreue Scans) bietet Google Earth VR bereits in dieser Qualitätsstufe ein enormes Präsenzgefühl. Während der virtuelle Überflug über den Grand Canyon oder Rio de Janeiro als lebensechtes Diorama bestens funktioniert, stellt sich spätestens bei einer Landung in den Straßen der brasilianischen Stadt das Gefühl körperlicher Präsenz ein. Ich blicke mich um, betrachte den Sonnenuntergang an der Copacabana und stelle mir mit etwas Fantasie vor, wie hier das Strandleben herrscht. Einen Schritt weiter geht der Reddit-User Shon_t, der die Street View Ansicht von Google Earth VR mit einer virtuellen Fahrradtour durch Japan verbindet. Sein Ziel ist es, vom südlichsten Punkt der Insel bis ganz in den Norden zu radeln – mit VR Brille auf der Nase und Hometrainer unterm Hintern.

3. Voll digitalisierte Zukunft: neue Möglichkeiten des Zusammenlebens

Flight Simulator 2020

Wenn in diesem Jahr der neue Flight Simulator 2020 von Microsoft auf den Markt kommt, zeigt sich nochmal ungleich stärker der aktuelle Stand virtueller Darstellungen. Mit diesem Stück Software rückt der Traum einer vollständigen Simulation der Welt wieder einen Schritt näher. Nicht nur beeindruckt Flight Simulator 2020 durch eine ungemein detaillierte Grafik, die auf realen Satellitenbildern beruht, sondern zusätzlich auch durch realistische Licht-, Wolken und Wettersimulationen. Die Unterstützung von VR-Headsets wurde mittlerweile angekündigt.

Wo geht die Reise hin?

Dabei kratzt die heutige -Technologie immer noch an der Oberfläche dessen, was vermutlich in wenigen Jahren möglich sein wird. Die Simulation und Darstellung virtueller Welten wird stetig voranschreiten, genauso wie die Digitalisierung und Augmentierung der gewöhnlichen Welt. Im Fluchtpunkt dieser Entwicklungen steht die zunehmende Verschmelzung virtueller und realer Informationen in sogenannte Mixed Realities. Zukünftige Technologien wie Facebooks „LiveMaps“, Googles „Cloud Anchors“ sowie „LiveView“ oder auch MagicLeaps Vision einer Metaverse-Abbildung digitaler, virtueller und realer Wirklichkeiten werden die Verknüpfung von virtuellen und realen Orten, Objekten und Interaktionen immer weiter vorantreiben. Diese Technologien können uns dabei unterstützen, auch in schwierigen Zeiten weiterhin beisammen zu sein.

Über den Autor

Dr. Jonathan Harth arbeitet in der Fakultät für Gesundheit (Department für Humanmedizin) und am Lehrstuhl für Soziologie der Universität Witten/Herdecke.

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