"Heute geht es viel stärker um eine nachhaltige Politik in den Bereichen Klima und Umwelt, aber auch soziale Sicherung, als damals."
Professor Dirk Sauerland beschreibt, welche Verantwortung das Wirtschaftssystem für unsere Welt hat und warum wir für die Entwicklung eines funktionsfähigen und menschenwürdigen Wirtschaftssystems engagierte Denkerinnen und Denker brauchen.
Warum ist die Wirtschaftswissenschaft wichtig? Warum sollten sich aus Ihrer Sicht junge Menschen mit Wirtschaft auskennen/auseinandersetzen/ein Studium in diesem Bereich beginnen?
Walter Eucken, einer der theoretischen Vordenker der sozialen Marktwirtschaft, hat in den 60er Jahren über die Volkswirtschaftslehre gesagt, sie sei „unentbehrlich und auch ein ‚Organ der Weisheit‘, wenn sie eine der großen Fragen des Zeitalters zu lösen hilft […]: Nämlich eine menschenwürdige und funktionsfähige Ordnung der Wirtschaft zu schaffen.“ Gemeint ist damit, dass wir als Ökonomen nach Spielregeln suchen müssen (die dann der Staat setzt), die dazu führen, dass aus dem Wirtschaftsprozess ein Ergebnis entsteht, das zum Vorteil für alle Betroffenen ist. Um das zu schaffen, muss man verstehen, wie die Wirtschaft funktioniert – und wie die Politik. Das ist bis heute eine aktuelle Frage, nur, dass sich die Schwerpunkte seit damals verschoben haben. Heute geht es viel stärker um eine nachhaltige Politik in den Bereichen Klima und Umwelt, aber auch soziale Sicherung, als damals. Und während damals die Menschen in Deutschland die Betroffen waren, ist es heute z.B. bei Klimafragen die Weltbevölkerung. Das macht die Suche nach Lösungen nicht einfacher – aber sie bleibt die Herausforderung.
Wie sind Sie zu Ihrem Fachbereich gekommen? Warum finden Sie ihn spannend? Was sind Ihre Herzensthemen innerhalb der Wirtschaftswissenschaft?
Ich hatte in der Oberstufe SoWi – und dann auch als drittes Abi-Fach. Danach habe ich eine Ausbildung zum Bankkaufmann gemacht, mit dem Plan, anschließend BWL zu studieren. Im Studium in Münster war das Grundstudium für BWL und VWL identisch – und da habe ich für mich festgestellt, dass mir die VWL mehr Spaß macht, weil die Themen und Theorien noch breiter als in der BWL waren. Damals hat einer unserer VWL-Profs uns den Unterschied zwischen BWL und VWL so erklärt, dass die BWLer ihre Fragen aus einer engen Unternehmensperspektive analysieren während die VWLer die Adlerperspektive einnehmen – also das Große und Ganze betrachten. Darum bin ich Volkswirt geworden. Seit meiner Promotion arbeite ich mit den Instrumenten der modernen Institutionenökonomik (die zählt noch immer nicht zum Mainstream) und habe mich später auf die Gesundheitspolitik spezialisiert. Da gehen einem die Themen auch nicht aus.
Was tun Sie, wenn Sie mal nicht über Wirtschaft forschen oder lehren?
Ich fahre gern Rad (auch zur Uni) und laufe – gern um den See. Dabei treffe ich auch ab und an Studierende von uns. Ich bin dann aber schlecht zu erkennen, weil das Outfit schon anders ist als in der Uni. Weniger sportlich lese ich gern Krimis und höre Musik. Und ich verreise gern – mit meiner Familie. Und ich bin ehrenamtlich in einer Reihe von Beiräten tätig – und in einem Serviceclub.
Sie lehren an der Uni Witten/Herdecke: Wer könnte sich für ein Studium im Bereich Wirtschaft und Gesellschaft an der UW/H interessieren?
Wir haben den Bachelorstudiengang Philosophie, Politik und Ökonomik, für den ich ja zuständig bin, einmal als Studiengang für „engagierte Denkerinnen und Denker“ beschrieben. Das bedeutet, wir suchen Studierende, die sich in Theorien hineindenken und sie reflektieren können. Das fordert schon eine große Neugierde, aber auch Leistungsfähigkeit, denn die Themen, mit denen wir uns im Studium beschäftigen, sind ja keine einfachen. Und die Perspektiven von Politik, Ökonomik und Philosophie zusammenzubringen ist schon anspruchsvoll. Und unsere Studierenden sollten engagiert sein – also nicht nur aktiv im Studium, sondern auch an Umsetzungen interessiert. Sie sollten aktiv an einer „menschenwürdigen und funktionsfähigen Ordnung der Wirtschaft“ mitarbeiten wollen.
Ihr interessiert euch für Philosophie, Politik und Ökonomik an der Uni Witten/Herdecke?
Dann kontaktiert die Fakultät, besucht (digitale) Infoevents und informiert euch auf der Website der UW/H.
Folgende Studiengänge bietet die Fakultät für Wirtschaft & Gesellschaft an:
PPÖ - Philosophie, Politik und Ökonomik (B.A.)
General Management (M.A.) - für Nicht-Ökonomen
PPE - Philosophy, Politics and Economics (M.A.)
Strategy & Organization (M.Sc.)
Witten MBA – berufsbegleitender Master of Business Administration
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