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Blog Universität Witten-Herdecke | 1 Wahl, 3 Fragen: Mit Christian Walker (Die Grünen)

1 Wahl, 3 Fragen: Mit Christian Walker (Die Grünen)

Warum sich Student Christian Walker politisch engagiert und welche Themen ihm persönlich bei der Bundestagswahl 2021 besonders wichtig sind.

1 Wahl, 3 Fragen: Anlässlich der Bundestagswahl 2021 fragen wir Studierende, warum sie sich politisch engagieren, welche Ziele sie mit der Bundestagswahl 2021 verbinden und wie politisches Engagement konkret aussehen kann. Im Gespräch mit Christian Walker, Mitglied der Grünen.

Hi Christian! Warum und wo engagierst du dich politisch?

Ich möchte die Welt verbessern, sie enkeltauglich, also ökologisch nachhaltig und sozial gerecht gestalten. Das geht nicht ausschließlich, aber vor allem in der Politik. Seit 2016 bin ich daher Mitglied der Grünen, seit Anfang 2020 Mitglied im Parteivorstand der Wittener Grünen und im Herbst letzten Jahres bin ich in den Wittener Stadtrat und dort dann zum dritten stellvertretenden Bürgermeister gewählt worden, wobei letzteres eher repräsentative Aufgaben mit sich bringt. Auch beruflich arbeite ich im Politikbetrieb. Bei der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Landtag, Verena Schäffer, die aus Witten kommt und bei Janosch Dahmen, der seit letztem November für die Grünen im Bundestag sitzt und hier an der Uni Witten/Herdecke Medizin studiert hat.

Wie sieht deine politische Arbeit konkret aus?

Im Vorstand der Wittener Grünen geht es rund um Wahlen vor allem darum, den Wahlkampf zu organisieren. Das beginnt meist schon viele Monate vor der Wahl. Bei einer Kommunalwahl, wie im letzten Jahr, sogar noch deutlich früher, da wir da ein umfangreiches grünes Programm für Witten schreiben bzw. geschrieben haben, das auf unserer Website zu finden ist. Darin haben wir überlegt, wie Witten grüner, also ökologisch nachhaltiger und sozial gerechter gestaltet werden kann. Zum Beispiel durch eine autoarme Innenstadt, mehr Platz für das Fahrrad, mehr Flächenentsiegelung und Begrünung, mehr Natur- und Umweltschutz, Ausbau der Kitaplätze, aber auch durch zum Beispiel Innenstadtentwicklung und einen gesunden Branchenmix. Als gewähltes Mitglied des Stadtrates geht es darum, genau diese Vorhaben umzusetzen. im Stadtrat entscheiden wir Ratsmitglieder über die Entwicklung der Stadt Witten, wie etwa Investitionen in öffentliche Projekte wie Schwimmbäder oder Bibliotheken. Dafür müssen wir dort Mehrheiten organisieren. In Witten braucht es mindestens drei, meist sogar mehr Fraktionen, um eine Mehrheit zu stellen und mit diesen Mehrheiten die Wittener Stadtverwaltung damit beauftragen, die Projekte zu prüfen und umzusetzen. Gleichzeitig fungieren wir als Kontrollorgan für die Stadtverwaltung. Ganz konkret bedeutet das Ganze sehr, sehr viel Lesen, aber man lernt dadurch auch unheimlich viel darüber, wieso die Welt (in Witten) so aussieht, wie sie aussieht, weshalb Veränderung nicht so zügig von statten geht wie gewünscht und warum​ daher in der Politik viel Hartnäckigkeit und ein langer Atem notwendig ist.

Welche Themen sind dir persönlich bei der Bundestagswahl wichtig? 

Mir ist vor allem wichtig, dass wir konsequenten Klimaschutz betreiben und unseren Planeten für nachfolgenden Generationen erhalten. Dazu gehören die großen notwendigen "Wenden" unserer Zeit: Die Energiewende mit früherem Kohleausstieg und schnellerem Umstieg auf erneuerbare Energien; die Mobilitätswende mit dem Ausbau und der Optimierung des ÖPNV und des Rad- und Fußverkehrs, sowie einer Reduktion des motorisierten Individualverkehrs (Car-Sharing funktioniert in meiner UWH-Bubble beispielsweise großartig); und die Agrarwende, weg von der intensiven Landwirtschaft zu einer extensiveren, ökologischeren Landwirtschaft. Die GAP der EU sollte zu einem Instrument für eine sozial- ökologische Agrarpolitik werden – und nicht wie bisher für die Industrialisierung der Landwirtschaft. Hier wird viel auf EU-Ebene entschieden, aber Umsetzen muss es letztendlich die Bundesregierung. Meines Erachtens haben die Grünen für diese notwendigen Veränderungen die besten Lösungsansätze, die auch alle sehr konkret aufgeschrieben wurden. Denn traditionsgemäß habe wir mit über 250 Seiten wieder einen richtigen Programmschinken rausgehauen, der aber m.E. einfach nur die Komplexität des Ganzen nochmal verdeutlicht. Neben dem Klimaschutz ist mir die wachsende Schere zwischen arm und reich ein großer Dorn im Auge. Auch dafür finde ich im Programm der Grünen mit Steuersätzen von 45 Prozent für Single-Einkommen ab 100.000 Euro (48% ab 250.000 Euro) und einer Vermögenssteuer ab 2 Millionen Euro die m.E. richtigen Lösungsansätze. Außerdem wollen die Grünen konsequent gegen Steuerhinterziehung und -vermeidung vorgehen. Jedes Jahr verlieren die Steuerzahler*innen hohe Milliardenbeträge durch Steuerhinterziehung und aggressive Steuervermeidung.

Vielen Dank, dass du unsere drei Fragen beantwortet hast. Wenn du magst, ist hier nun Platz für dein persönliches Statement.

Politisches Engagement im Politikbereich macht Spaß! Politisches Engagement kann aber sehr vielfältig sein und muss nicht in einer Partei geschehen. Ich glaube, ich habe in meinem Studium, aber auch in der Initiativenarbeit an der Uni Witten/HErdecke gelernt, dass alles immer auch politisch ist. Ob ich mich in einer Partei engagiere, oder vor Ort ganz konkret für benachteiligte Jugendliche einsetze, Kulturentwicklung in Witten betreibe, mich für Inklusion vor Ort umsetze, Projekte für alternative Mobilität in Witten entwickle, Umweltschutzprojekte vorantreibe oder mich im Tierschutz engagiere. Auch dieses Engagement ist politisch. Ich würde vor allem ermutigen wollen: engagiert euch in der Gesellschaft! Studium ist wichtig, aber soziale Verantwortung habe ich auch in diversen studentischen Initiativen gelernt.

 

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