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Blog Universität Witten-Herdecke | Das Ruhrgebiet als Hotspot für die deutsche Start-up-Szene?

Das Ruhrgebiet als Hotspot für die deutsche Start-up-Szene?

Warum im Ruhrgebiet immer mehr Start-ups durchstarten und dabei Hochschulen und Zentren für junge Gründer*innen eine zentrale Rolle spielen.

Die Tagesthemen berichteten kürzlich vom „Start-up-Boom im Ruhrgebiet“. Der Pott als Hotspot für die deutsche Start-up-Szene? Das Ruhrgebiet stand doch immer für echte Maloche und Anpacker-Mentalität. Nicht unbedingt für digitale Nomaden, die die deutsche Start-up-Szene aufmischen. Das ist doch Berlin-Kreuzberg.

Aber tatsächlich: Das Ruhrgebiet ist ziemlich im Aufwind und beweist enormen Gründer*innen-Geist, wie zum Beispiel eine Studie des Bundesverbands Deutsche Startups ergeben hat. Expertinnen und Experten prophezeien dem Ruhrgebiet sehr gute Aussichten und die regionale Start-up-Szene zeigt sich selbstbewusst und stetig wachsend. Dabei profitieren junge Gründerinnen und Gründer zum Beispiel von der hohen Dichte an Hochschulen in der Ruhr-Region.  

Ein Experte im Bereich Start-ups ist Erik Strauß. Er ist Geschäftsführer des Entrepreneurship Zentrum Witten an der Universität Witten/Herdecke und kennt die regionale Szene bestens.

Lieber Herr Strauß, Umfragen zeigen, immer mehr junge Menschen, die die Vision eines eigenen Start-ups haben, sehen im Ruhrgebiet einen attraktiven Standort. Woher kommt der Trend?

Die Start-up-Szene in Deutschland ist klar in Berlin entstanden. Die Stadt war Anfang der 2000er durch günstige Mieten, eine gute IT-Infrastruktur und internationales Flair gekennzeichnet. In den letzten Jahren hat die Landesregierung NRW massiv in die Infrastruktur des Ruhrgebietes investiert, um dem Strukturwandel Rechnung zu tragen. Dadurch sind in den letzten Jahren viele Gründerzentren – wie das EZW in Witten – entstanden, die Gründer*innen unterstützen sollen. Diese Investitionen zahlen sich nun aus! Zudem haben wir mit 767.100 Studierenden in NRW die dichteste Hochschullandschaft in ganz Europa. Deshalb entstehen hier viele innovative Ideen und spätere Gründungen. Natürlich kommt mittlerweile auch das Netzwerken in der NRW-Start-up-Szene nicht zu kurz, denn es gibt immer mehr spezielle Start-up Events.

Was hat sich in den letzten zehn Jahren an der Region konkret verändert? Warum ausgerechnet jetzt?

Das Ruhrgebiet hat sich erfolgreich neu erfunden. Digitalisierung und Nachhaltigkeit spielen “bei uns im Pott” eine äußerst wichtige Rolle, denn die Geschäftsmodelle des deutschen Mittelstandes passen sich rasant den neuen Gegebenheiten an. Beispielsweise gewinnen technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz (KI) sowie Virtual/Augmented Reality (VR/AR) an Bedeutung und beeinflussen die Entwicklung dieser Geschäftsmodelle. Deshalb entsteht gerade viel Wissen rund um Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Ruhrgebiet. Zudem streben immer mehr junge Menschen danach, ihre eigenen Ideen zu verwirklichen und so entwickeln junge Leute Geschäftsmodelle, programmieren Apps und beschäftigen sich mit dem Ökosystem und den Folgen des Klimawandels.

Sie sind nicht nur Geschäftsführer am EZW, sondern haben als Dekan der Fakultät für Wirtschaft und Gesellschaft an der Uni Witten/Herdecke intensiven Kontakt zu Studierenden und Dozierenden. Welche Rolle spielt aus Ihrer Sicht die Hochschullandschaft für die Start-up-Szene im Ruhrgebiet?

Die Unterstützung, gerade durch die Angebote der Hochschulen, wie in unserem Fall mit dem Entrepreneurship Zentrum Witten oder Start-up-Creation Seminaren im Management-Studium, ist besonders in der Anfangsphase wichtig. Wir sind meistens der erste Ansprechpartner. Wir nehmen Ängste, ermutigen und helfen ganz konkret bei den ersten Schritten. Als Gründungszentrum der Universität Witten/Herdecke schafft das Entrepreneurship Zentrum Witten einen vertrauensvollen und geschützten Raum, in denen sich die jungen Menschen ausprobieren und voneinander lernen können. In unseren Seminaren vermitteln wir nicht nur Wissen, sondern geben Raum für Austausch, Feedback und konkrete Tipps, wie junge Studierende ihr Unternehmen gründen können.

Das EZW steht ja nicht nur offen für Studierende Ihrer Universität. Welche Möglichkeiten bietet das EZW jungen Gründerinnen und Gründern generell?

Das EZW bietet eine umfassende Gründerberatung. Hier können interessierte Gründer*innen ihre Idee vorstellen und sich für die Programme “Visionest” (Early-Stage) oder “Succeed” (Later Stage) bewerben. Die Programme des EZW bieten Gründer*innen die Möglichkeit, sich von unseren erfahrenen Coaches beraten zu lassen, sich mit den anderen Start-ups auszutauschen, an Workshops und Vorträgen zu gründungsrelevanten Themen teilzunehmen sowie den 300qm großen Co-Working Space inklusive Meetingraum und Veranstaltungsraum zu nutzen. Wenn man noch zusätzlich bei uns studiert, fördert die UW/H mit zahlreichen Lehrveranstaltungen das Thema Unternehmertum und unterstützt Studierende aktiv in Kursen dabei, innovative Geschäftsideen vom Seminarraum in die Realität umzusetzen.

Wer kann sich an das EZW wenden? Gibt es einen besonderen Fokus, den das EZW setzt?

Das EZW fokussiert sich auf Social Entrepreneure. Wir fördern also ganz speziell Teams und Ideen, die gesellschaftliche Probleme nachhaltig, unternehmerisch erfolgreich lösen wollen. Da wir überzeugt sind, dass unternehmerisches Handeln und Gründen elementar für eine bessere Zukunft sind, haben wir uns diesem Fokus verschrieben. Mit diesem Fokus ist das EZW im Ruhrgebiet eines der ersten Zentren mit diesem Schwerpunkt. Zudem versuchen wir das Thema Social Entrepreneurship auch über die Grenzen des Ruhrgebiets zu unterstützen, in dem wir Mitglied im Social Entrepreneurship Netzwerk Deutschland (SEND) sind. Das Netzwerk treibt die Förderungen für Start-ups aus dem Social-Bereich durch Petitionen etc. auf Bundesebene voran.

Vielen Dank für das Gespräch!

Über den Autor

Malte Langer arbeitet in der Abteilung Kommunikation & Marketing an der Universität Witten/Herdecke.

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