Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie?
Worauf es in Vorstellungsgesprächen ankommt und welche fiesen Fragen Personaler und Personalerinnen dabei stellen könnten.
How to survive fiese Personaler-/Personalerinnenfragen und Brainteaser? Diese Frage stellen sich viele vor einem Bewerbungsgespräch. Torsten Kentel von der von Buddenbrook Unternehmensgruppe weiß, worauf es in Vorstellungsgesprächen ankommt und gibt seine Expertise an Studierende weiter.
„Erzählen Sie mir etwas, was nicht in Ihrem Lebenslauf steht.“, „Welche Partei haben Sie bei der letzten Bundestagswahl gewählt?“, „Sie haben aber ganz schön lange studiert…“ – Wie reagiert man auf solche Aussagen und Fragen und vor allem: Was soll das Ganze? Stressfragen gehören heutzutage zu den meisten Vorstellungsgesprächen dazu. Laut Torsten Kentel geschieht das, um die Belastbarkeit des Bewerbers/der Bewerberin zu testen, um Druck aufzubauen, aber auch, um mehr über die Kreativität oder die Kommunikation des Gegenübers herauszufinden. Und vor allem soll geprüft werden, wie gut du in das Unternehmen passt, ob du dich gut vorbereitet hast, ob du dich in Widersprüchen verstrickst, aber auch, wie gut du zuhören und lernen kannst.
Welche Arten von Stressfragen gibt es? *
- Analogie-Fragen: Was haben Sie heute Morgen gefrühstückt?
- Fangfragen: Was werden Ihre Kolleginnen und Kollegen hier von Ihnen lernen?
- Provokationen, die keine Fragen sind: Sie haben aber ziemlich lange studiert.
- Trichterfragen: Wie viele Kalorien gibt es in einem Supermarkt?
- Themenpräsentation: Wie hoch war Ihr Budget für das letzte Projekt, das Sie geleitet haben?
- Brainteaser: Nennen Sie mir Ihre kreativste Art, ein Feuerzeug zu zerstören.
Wie reagiere ich auf solche Fragen?
Im Folgenden findet ihr ein paar Beispiele, Tipps und Herangehensweisen an klassische Personalerfragen:
„Wenn Sie ein Tier wären, welches wären Sie?“
(Analogie-Frage)
Bevor du dir die Frage selbst beantwortest, stelle dir vorerst eine andere: Was will der Personaler oder die Personalerin damit erreichen? Hinter dieser Frage versteckt sich das Ziel, herauszufinden, welche Eigenschaften dich ausmachen und ungefähr einzuschätzen, wie du dich selbst als Person wahrnimmst. Überlege also, welche positiven Eigenschaften besitzt das Tier, mit dem du dich identifizieren kannst? Vermeide es, negative Eigenschaften zu nennen. Eine Antwort wäre zum Beispiel: „Wenn ich ein Tier wäre, wäre ich ein Elefant. Elefanten sind große, starke und intelligente Tiere. Außerdem sind sie Familienmenschen und agieren meist im Team.“ Eine weiterführende Frage könnte allerdings lauten: „Indischer oder afrikanischer Elefant?“ Auch hier wird die Gelegenheit genutzt, um dir auf eine souverän und positiv beantwortete Frage noch eine Stressfrage zu stellen, die die Haltbarkeit deiner Antwort testen will. Versuche dir bei solch einer Nachfrage ebenfalls bewusst zu sein, welche Hard- und Softskills für diese Position wichtig sind. Somit könntest du für einen Job, in dem viel Kreativität gefragt ist, ein kreatives Tier nennen.
„Nennen Sie mir Ihre kreativste Art, ein Feuerzeug zu zerstören.“
(Brainteaser)
Bewerbende denken meist, dass nun eine kreative Antwort folgen soll. Das Gemeine an der Frage ist demnach, dich zu verwirren, denn eigentlich erwartet dein Gegenüber etwas ganz Anderes: logische Herangehensweise. Stelle also zunächst eine Gegenfrage, wie zum Beispiel: „Können Sie mir die Art des Feuerzeugs vorerst definieren?“ Versuche zu signalisieren, dass du verstanden hast, worum es bei der Frage geht und, dass es sich um eine Fangfrage handelt.
Ebenfalls kann es passieren, dass dein Gegenüber dich mit gewissen Behauptungen konfrontiert, wie zum Beispiel:
„Ich habe den Eindruck, Sie haben sich noch woanders beworben.“
(Provokation)
In diesem Fall gilt es, ehrlich zu sein. Es ist unwahrscheinlich, dass du dich bei der Jobsuche nur um eine einzige Stelle bewirbst. Ziel bei dieser Behauptung ist eher die Reaktion des Gegenübers zu testen, deswegen: entspannt bleiben und ehrlich antworten. Eine weitere Aussage, die in einem Gespräch sehr unerwartet auf den Tisch kommen könnte, ist: „Ich kann mir schwer vorstellen, dass Sie ins Unternehmen passen.“ Auch hier ist das Ziel dasselbe: unterbewusste Verhaltensreaktionen auslösen. Die Reaktion darauf sollte keine Gegenfrage sein, sondern eher ein selbstbewusstes und stichfestes Argument, dass die Annahme widerlegt. Wähle dabei aber nicht dein erstbestes Argument, sondern bewahre dir dies für den Abschluss auf!
How to practice Brainteaser?
Brainteaser finden häufig Verwendung in Bewerbungs- und Auswahlgesprächen. Dabei handelt es sich um kleine Aufgaben, welche den Unternehmen Aufschluss über deine Problemlösungsfähigkeit, Auffassungsgabe, Denkmuster, deine Fähigkeit logisch zu denken sowie über deine Kreativität geben sollen. Auf den ersten Blick wirken die Fragestellungen oft simpel, bei genauem Nachdenken stellt sich aber heraus, dass hier schnelles logisches Denken gefragt ist. Schnell und logisch? Das klingt für ein Vorstellungs- oder Auswahlgespräch, bei dem Aufregung meist vorprogrammiert ist, eher utopisch. Deshalb ist es wichtig, vorher ein paar dieser Aufgaben zu üben und sich bestimmte Herangehensweisen bewusst zu machen, damit es sich bei den ersten Bewerbungsgesprächen nicht wie ein Sprung ins kalte Wasser anfühlt. Ein Beispiel für einen Brainteaser habt ihr weiter oben bereits kennengelernt: die kreativste Art ein Feuerzeug zu zerstören.
Ein weiteres Beispiel für einen Brainteaser:
„Im Weinkeller von Sir Blake lagern 200 Flaschen, 99 Prozent davon Rotwein. Der Rest ist Weißwein. Wie viele Flaschen muss Sir Blake trinken, damit sich der Anteil des Rotweins auf 98 Prozent reduziert?“
Was wir wissen: 200 Flaschen sind im Weinkeller, 99 Prozent davon Rotwein. Also hat Sir Blake 198 Rotweinflaschen und zwei Flaschen Weißwein. Spontan ist man geneigt zu sagen, er möge noch zwei Flaschen Rotwein trinken, um den Anteil auf 98 Prozent zu senken. So einfach ist es leider nicht, denn von den verbleibenden 198 Flaschen sind dann 196 rot und 2 weiß – dies sind dann immer noch 99 Prozent. Es stellt sich also nun die Frage: Wie werden aus zwei Flaschen zwei Prozent? Sir Blake muss 100 Flaschen Rotwein trinken, dann bleiben ihm noch 98, plus 2 Flaschen Weißwein, also zusammen 100 Flaschen oder eben 100 Prozent.
Je mehr Aufgaben du löst, desto schneller wirst du bei der Lösungsfindung. Wichtig ist, dass du die Aufgabe zuerst ruhig analysierst, sollte dir etwas nicht klar sein, kannst du Rückfragen stellen oder die Situation, die vorliegt, noch einmal laut zusammenfassen. Anschließend verbalisierst du deinen Lösungsweg und begründest dein Ergebnis.
Und zum Abschluss noch eine weitere Aufgabe, diesmal ohne Lösungsweg 😉
„Sie sitzen im Vorstellungsgespräch und vor Ihnen steht ein quadratisches Glas mit Wasser. Der Personaler fragt: ‚Ist das Glas halb voll oder halb leer?‘ Du sagst: ‚Halb voll!‘ Da entgegnet der Personaler: ‚Dies ist kein Persönlichkeitstest. Messen Sie genau nach!‘“
Du hast aber weder Lineal noch Stifte oder sonstige Hilfsmittel. Was tust du? Schreibe deinen Lösungsweg gerne in die Kommentarspalte oder diskutiere darüber auf unserem Instagram- oder Facebook-Kanal!
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Über die Autorin
Laura Schwarz
Laura Schwarz studiert Philosophie und Sozialwissenschaften an der Ruhr-Universität Bochum und arbeitet als studentische Aushilfe für die Abteilung Kommunikation und Marketing an der Universität Witten/Herdecke.
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