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Blog Universität Witten-Herdecke | Wie erkenne ich eine gute Uni für Gründer*innen?

Wie erkenne ich eine gute Uni für Gründer*innen?

Tipps und Expertenwissen von Profis aus dem Early Stage-Investment

Kann die Wahl der Uni gründungswillige Studierende positiv beeinflussen? Und ist ein universitärer Hintergrund für Star-ups überhaupt wichtig? Das und mehr verraten Kim und Cihat von Dieter von Holtzbrinck Ventures im Interview.

Interview-Partner:

Cihat Cengiz, Senior Associate bei Dieter von Holtzbrinck Ventures

Cihat ist für das Deal Sourcing und das Investment- sowie Portfolio-Management verantwortlich - mit einem Fokus auf Digital Health. Bevor er zu Dieter von Holtzbrinck Ventures kam, absolvierte Cihat seinen PhD in Engineering an der University of Cambridge. Davor hat er in unterschiedlichen High-Tech und Software R & D Abteilungen in Tokyo, Hong Kong und Deutschland Erfahrungen gesammelt. 

Mehr über Cihat

 

Duc Quyen Tran, Associate Partner bei Dieter von Holtzbrinck Ventures

Duc Quyen – Kim genannt – ist für das Deal Sourcing und den engen sowie kooperativen Support der Investments zuständig. Er hat Business Administration in Köln studiert und unter anderem in den Bereichen Strategy Consulting und Corporate Finance für internationale Consulting-Unternehmen gearbeitet. In seiner Laufbahn hat er ein tiefes Verständnis für den Aufbau und die Skalierung von Unternehmen gewonnen. Kim hat ein beeindruckendes Wissen, was Deep Tech und Bildungstechnologien anbelangt, und das gilt auch für die Business Models in diesen Bereichen.

Als Associate Partner betreut Kim bei DvH Ventures StudySmarter, LiveEO, SMACC, Hypatos, Masterplan.com, NECT, moneymeets und entrafin.

Mehr über Kim

Lieber Cihat, lieber Kim – was ist eure Verbindung zu Start-ups; also wie ist da die Zusammenarbeit und was tut ihr, um Gründerinnen und Gründer zu unterstützen?

Cihat: Als Early Stage-Investor sind wir von Dieter von Holtzbrinck Ventures – sofern die Gründer das möchten – eng an den Start-ups dran und unterstützen sie in allen Belangen. Die Themen variieren natürlich je nach Start-up, Stage und Gründerpersönlichkeit. Ich challenge die Gründer dabei mit Respekt und versuche, ihre Gedanken durch gezielte Fragen zu sortieren. Die meisten Gründer kennen ihren Markt, ihre (potentiellen) Kunden und natürlich ihre Produkte besser als wir. Wir bieten ihnen unsere Erfahrung und unsere Expertise an, ihr junges Unternehmen zu challengen. Und ich kann sagen: Gründerinnen und Gründer lieben das. Gespräche auf Augenhöhe bringen sie voran, stärken unser Verhältnis und die gemeinsame Vertrauensbasis.

Kim: Unser Verhältnis zu den Gründern ist stets partnerschaftlich, fair und immer auf Augenhöhe. Wir verstehen uns im Allgemeinen als Sparringpartner bei verschiedenen Themen, von Top Level-Beratung auf strategischer Ebene zum Geschäftsmodell, zur Vertriebsstrategie oder zu Möglichkeiten der Skalierung bis hin zu granularer Unterstützung auf operativer Ebene im Marketing oder Recruiting. Denn genau das brauchen Gründerinnen und Gründer am Anfang.

 

Merkt ihr dabei, aus welchem universitären Umfeld sie kommen, bzw. ob sie studiert haben?

Cihat: Diese Frage kann ich nicht mit ja oder nein beantworten. Ich habe meine Expertise im Bereich Digital Healthcare. Hier kommen die Gründer in der Regel aus dem akademischen Umfeld und haben studiert, promoviert oder vor der Gründung sogar akademische Stellen innegehabt. In diesem Bereich können wir also feststellen, dass die meisten Gründer aus einem universitären Umfeld kommen.

Jedoch würde ich diese Frage im Allgemeinen nicht bejahen. Ich persönlich merke nicht immer direkt, ob Gründer aus dem universitären Umfeld kommen bzw. studiert haben – wenn ich ehrlich bin, ist das auch gut so.

Kim: Auch ich kann diese Frage nicht pauschal beantworten. Es gibt natürlich talentierte und erfolgreiche Gründer, die nicht studiert haben. Aber normalerweise man merkt schon, ob Studierende aus einer sehr gründungsaffinen Uni entstammen und mit dem Thema der Unternehmensgründung bereits im Rahmen ihres Studiums in Berührung kommen durften.

Was ist eurer Meinung nach ein positiver Einfluss, den Universitäten auf ihre Start-up-interessierten Studierenden haben?

Cihat: Universitäten mit eigenen Inkubationsprogrammen haben definitiv einen großen Einfluss auf die Start-up-interessierten Studierenden. Studierende können sich in diesen Programmen austoben, ihre Ideen weiterentwickeln und vor allem Freiheiten außerhalb des Curriculums genießen. Diese Freiheiten sind der Ankerpunkt für Ideen, die Gründer in der Regel eher nicht während der Vorlesung, der Tutorien oder während der Klausurphase entwickeln.

 

Gibt es nennenswerte Unterschiede zwischen Hochschulen oder hängt ein möglicher positiver Einfluss eher vom Studiengang ab?

Kim: Man merkt definitiv Unterschiede zwischen den Hochschulen, vor allem bei den „Gründungshochburgen“. Hier reicht ein Blick auf die Zahlen der Gründeralumni. Da fallen mir aus unserem Portfolio direkt die beiden Gründer ein von Masterplan, Stefan Peukert und Daniel Schütt, die zuvor schon mit Employour ein erfolgreiches Unternehmen aufgebaut und verkauft haben. Die beiden sind ein ausgezeichnetes Gründerteam, die alles mitbringen, was ein VC-Herz begehrt: von der Persönlichkeit bis zu einzelnen relevanten Skills. Und zufällig sind Stefan und Daniel Alumni der Uni Witten/Herdecke ;).

Neben den Alumni-Angeboten sind Gründerzentren und passende Lehrveranstaltungen mit Praxisvorträgen und Formate wie ein Gründer-Wochenende Gold wert. Angehende Gründerinnen und Gründer haben meist tolle Ideen und brauchen ein Umfeld, diese geordnet in Form von Konzepten zu strukturieren oder erste Prototypen zu bauen. Wichtig sind auch Studenteninitiativen, die eine Anlaufstelle für gründungsinteressierte Studierende bieten. In Summe ist es notwendig, Studierenden auch andere Wege fernab der üblichen Karrierepfade aufzuzeigen.

Cihat: Da bin ich voll und ganz bei Kim. Es gibt definitiv Einrichtungen, die ihren Fokus auf einen hohen Durchlauf der Studierenden legen und es gibt andere Hochschulen, die den Studierenden die von Kim genannten Freiheiten geben und besondere Angebote machen – unabhängig vom Studiengang. Ich bin ein Fan von interdisziplinären Teams und ich denke, dass gute Ideen erst wirklich durchstarten, wenn wir die Skill- und Knowledge Gaps schließen. Dabei sollten wir allen Studierenden die Möglichkeit geben, ihre jeweils individuellen Gaps zu akzeptieren und ihre Stärken zu entdecken. Dies wird allerdings nur möglich, wenn die Programme außerhalb des Curriculums angeboten werden und Studierende aus allen Studiengängen zusammenbringen.

 

Ihr habt sicherlich selbst ein Paar Unis von innen gesehen – habt ihr eigene Erfahrungen mit Universitäten hinsichtlich studentischer Unternehmensgründungen gemacht?

Cihat: Ja, definitiv. Mir sind in den Jahren meiner akademischen Laufbahn mindestens 38 Unicorn Ideen für eine Gründung begegnet J  – ich denke, das ist in der jetzigen Phase mit all den Start-ups um uns herum zur Normalität geworden. Am Ende habe ich natürlich nicht jede Idee weiterverfolgt. Ich durfte Projekte mit Freunden und Gleichgesinnten intensiv diskutieren und voranbringen – oder begraben. Die Ansätze, die überlebten, haben es bis zu einem gewissen Reifegrat geschafft und einige sind sehr erfolgreich ihren Weg gegangen.

Kim: Aus meiner eigenen Erfahrung hätte ich mir zu meiner Zeit an der Uni mehr Sichtbarkeit und Zugang gewünscht, was das Thema Gründung angeht. Wir haben mit Blick auf unser eigenes DvH Ventures Portfolio positive Erfahrungen mit Gründern gemacht, die quasi direkt aus der Uni heraus gegründet haben, wie Studydrive oder StudySmarter.

 

Habt ihr Tipps worauf man achten sollte, um eine Uni oder einen Studiengang zu finden, der bei einer Unternehmensgründung hilfreich ist?

Kim: In erster Linie muss man natürlich studieren, was einen wirklich interessiert. Die Uni sollte den Studierenden die Möglichkeit geben, durch Seminare ein Gefühl für das Thema Gründung zu bekommen, ein erstes Reinschnüffeln sozusagen. Man muss ein Gefühl für das Energielevel und die Atmosphäre auf dem Campus entwickeln und recherchieren, ob sich dort Studierende aufhalten, die Lust auf Gründungen haben. Denn solch ein Umfeld ist im positiven Sinne ansteckend und zieht einen mit. Und es erhöht auch die Wahrscheinlichkeit, dass man seine zukünftigen Mitgründer*innen im Studium kennenlernt.

Cihat: Mein Rat für angehende Studierende: Macht das, was euch wirklich interessiert und motiviert. Die Unternehmensgründung kommt dann von allein, wenn ihr soweit seid. Wenn ihr dann nach Gleichgesinnten sucht, gibt es natürlich Universitäten, die genau solche Studiengänge anbieten, wie das Center for Digital Technology and Management in München oder die Bachelor und Master Studiengänge in Management an der Uni Witten/Herdecke.

 

Möchtet ihr vielleicht sonst noch etwas für junge Menschen mit auf den Weg geben, die über ein Start-up nachdenken?

Cihat: Es gibt nicht viele Zeitpunkte im Leben, an denen der Mensch verhältnismäßig wenig Verpflichtungen hat, eine gewisse (familiäre) Sicherheit spürt und sich dennoch austoben kann. Deswegen sollte man sich, wenn man diese Privilegien ansatzweise hat, mit einer Gründung beschäftigen – mit Vorsicht und Bedacht. Zusätzlich lege ich allen jungen Menschen nahe, sich mit anderen Themengebieten zu beschäftigen und auch ruhig mal aus der mentalen Komfortzone herauszutreten, um so den eigenen Horizont zu erweitern. Nur dadurch kommen disruptive Ideen zustande – disruptive Ideen, welche hoffentlich nicht nur „First World Problems“ lösen.

Kim: Viele haben ein zu romantisches Bild von der Gründung. Ein Reality-Check ist immer zwingend nötig, ob das Gründerdasein wirklich zu einem passt. Eine Gründung bietet euch eine einmalige Möglichkeit für Situationen, in denen ihr viel lernen und gestalten könnt. Ich kann mir nichts Genialeres vorstellen, als meinen zukünftigen Job selber erfinden zu dürfen.

 

Vielen Dank für die tollen Einblicke!


Unterstützung für Start-ups an der UW/H

Das EZW bietet eine umfassende Gründerberatung. Hier können interessierte Gründer*innen ihre Idee vorstellen und sich für die Programme “Visionest” (Early-Stage) oder “Succeed” (Later Stage) bewerben. Die Programme des EZW bieten Gründer*innen die Möglichkeit, sich von unseren erfahrenen Coaches beraten zu lassen, sich mit den anderen Start-ups auszutauschen, an Workshops und Vorträgen zu gründungsrelevanten Themen teilzunehmen sowie den 300qm großen Co-Working Space inklusive Meetingraum und Veranstaltungsraum zu nutzen. Wenn man noch zusätzlich an der UW/H studiert, fördert die UW/H mit zahlreichen Lehrveranstaltungen das Thema Unternehmertum und unterstützt Studierende aktiv in Kursen dabei, innovative Geschäftsideen vom Seminarraum in die Realität umzusetzen.

Das Interview führte:

Katrin Schubert

Katrin Schubert ist an der Universität Witten/Herdecke in der Abteilung Kommunikation und Marketing als Referentin aktiv. Meistens beschäftigt sie sich damit, wie man die Uni-Homepage verbessern kann und welche Infos Studieninteressierte bei der Recherche nach Studiengängen benötigen. Außerdem hilft sie dabei mit, studentische Projekte und Forschungsvorhaben online zu kommunizieren.

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