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Blog Universität Witten-Herdecke | Private oder staatliche Uni?

Private oder staatliche Uni?

Privatuni oder staatliche Universität? Die Abschlüsse beider Hochschulen sind  ̶  wenn sie akkreditiert, d. h. staatlich anerkannt sind  ̶  formal gleichgestellt. Doch was das Studium betrifft, so können einige Unterschiede bestehen. Welche das sind, erfährst du in den folgenden Zeilen.

Die deutsche Hochschullandschaft ist riesig. Studieninteressierte können zwischen hunderten von Hochschulen auswählen: klein oder groß, altehrwürdig oder noch jung, privat oder staatlich usw. Falls du gerade auf der Suche nach einer Studienmöglichkeit bist, bist du in deiner Recherche vermutlich auch auf die Studienangebote von Privatuniversitäten gestoßen. Vielleicht fragst du dich, was überhaupt die Unterschiede zu einer staatlichen Hochschule sind und welche Vorteile die jeweiligen Hochschulformen mit sich bringen. Falls dass der Fall ist, so bist du hier genau richtig.

Numerus Clausus vs. individuelles Bewerbungsverfahren

Die meisten Universitäten haben nicht ausreichen Studienplätze für die Anzahl der Bewerbenden. Sie müssen deshalb eine Auswahl treffen. An staatlichen Universitäten wird i. d. R. durch den Numerus Clausus (NC) geregelt, d. h. deinem Notendurchschnitt des Abiturzeugnisses, ob jemand einen Studienplatz erhält oder nicht. Der NC ist eine einfach handhabbare Auswahlmöglichkeit, die zumindest Aufschluss darüber gibt, ob eine Person intellektuell in der Lage ist, ein Studium zu meistern. An einigen Privatunis spielt der Notendurchschnitt nur eine untergeordnete Rolle; oft geht es hier vor allem um die persönliche Eignung für ein Studienfach. Entsprechend anders sehen die Bewerbungsverfahren aus: In Auswahlgesprächen, Assessment-Centern oder Ähnlichem schauen sich die Privatunis die Bewerbenden genau an. An diesen Auswahlverfahren scheiden sich seit jeher die Geister: Einige behaupten, dass an Privatuniversitäten nur diejenigen studieren, deren Abiturnote für eine staatliche Hochschule zu schlecht sei. Dabei wird gerade an Privatuniversitäten viel genauer geschaut: Die Abiturnote sagt nicht unbedingt etwas darüber aus, ob jemand für ein bestimmtes Studium und den daraus resultierenden Berufen geeignet ist. Auch eine Person mit einem Abiturdurchschnitt, der unter dem erforderlichen NC des Wunschstudiengangs liegt, kann bestens für das favorisierte Studium geeignet sein – weil es genau das Thema ist, für das die Person sich besonders interessiert. So kann beispielsweise jemand, der den NC für ein Medizin- oder Psychologie-Studium nicht erreicht, dennoch eine gute Ärztin oder ein guter Arzt werden. Privatunis schauen in ihren persönlichen Auswahlverfahren also auf die individuelle Eignung für ein spezifisches Studienfach. Sie suchen sich ihre Studierenden im Regelfall sehr genau aus. Wichtig ist auch, dass die Motivation und Fähigkeiten vorhanden sind, das Studium zu absolvieren und die Seminare mit eigenen Ideen und Engagement zu bereichern. Und noch einen Vorteil haben persönliche Auswahlgespräche: Sie geben auch den Bewerbenden die Gelegenheit zu prüfen, ob ein Studium an der entsprechenden Uni das Richtige ist.

Dringend zu beachten: staatliche Anerkennung des Abschlusses

Die meisten Privatuniversitäten Deutschlands sind staatlich anerkannt und bieten akkreditierte Studiengänge an. Aber Achtung: Es gibt auch Studienangebote, die nicht staatlich anerkannt sind. Informiere dich am besten vorab, ob dies auf deine Studienwahl zutrifft, denn für bestimmte berufliche Wege, z. B. in der Forschung, ist es unabdingbar einen akkreditieren Abschluss zu haben. Auch beim Gehalt kann die staatliche Anerkennung eines Studienabschlusses eine nicht unerhebliche Rolle spielen.

Volle Hörsäle vs. persönliche Betreuung

Die Lehr- und Lernkonzepte einer Privatuni und einer staatlichen Uni können sich stark voneinander unterscheiden. Manche Privatunis stehen für eine engere Verzahnung von Theorie und Praxis, d. h. dass der Fokus darauf liegt, Wissen direkt in der Praxis anzuwenden. Im medizinischen Bereich hat sich z. B. mittlerweile das „Problemorientierte Lernen“ (POL) durchgesetzt. Hier gehörten vor allem Privatunis zu den ersten Hochschulen, die dieses Format einführten. Mittlerweile etablieren auch einige staatliche Hoch- und/oder Fachhochschulen dieses Lernkonzept. Beim problemorientierten Lernen sind Studierende bereits früh im Studium angehalten, weitgehend selbstständig eine Lösung für ein vorgegebenes Problem zu finden. Diese Lehrmethode hat den Vorteil, dass man sich Wissen erfahrbar aneignet, logisch denken lernt und fächerübergreifende Kompetenzen entwickelt. Das alles ist wichtig, um im späteren Beruf gut Probleme lösen zu können.
Auch in wirtschaftswissenschaftlichen Studiengängen ist der Praxisanteil an privaten Hochschulen oftmals stärker ausgeprägt. Viele Projekte finden in Zusammenarbeit mit kooperierenden Unternehmen statt. Mitunter arbeiten die Studierenden dann an realen Fragestellen aus den Firmen, Institutionen etc. und sammeln handfeste Praxiserfahrung. Gute Praxisnetzwerke machen es leicht, Kontakt für (Pflicht-)Praktika und/oder den Berufseinstieg zu knüpfen. Zusätzlich hilfreich: Lehrende an Privatuniversitäten bringen häufig mehrere Jahre Arbeitserfahrung in der Privatwirtschaft mit – und liefern so zusätzliche bereichernde Kontakte und Expertise. Wer an einer privaten Hochschule studiert, kann also schon recht früh wichtige Einblicke in die Praxis gewinnen.

Warum braucht es private Hochschulen überhaupt?

Prof. Martin Butzlaff über private Universitäten und das Lehr-Konzept an der UW/H

Praxiswissen vs. Wissenschaft & Forschung

Lehre funktioniert am besten, wenn Wissenschaft, Forschung und Praxiswissen in einem ausgewogenen System zusammengebracht werden. Das ist an den einzelnen Universitäten unterschiedlich stark ausgeprägt. Sich nur mit der Wissenschaft zu beschäftigen, erschwert später das Hineinfinden ins Berufsleben in der freien Wirtschaft. Nicht das richtige wissenschaftliche Niveau aufzuweisen, ist wiederum hinderlich, wenn du eine akademische Karriere anstrebst.

Die Möglichkeit, während des Studiums bereits bei Forschungsprojekten mitzuwirken, ist wegweisend, um die eigene akademische Karriere zu begründen. An einigen Universitäten kannst du sogar schon während deines Bachelor-Studiums in Forschungsprojekten unterstützen. Aber noch studieren und schon forschen – geht das? Das hängt von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ab, die an der jeweiligen Uni forschen und ob diese in der Lehre tätig sind – und dafür offen sind, die Studierenden zu involvieren. Tendenziell ist ein früher Einstieg in die Forschung an vielen Unis, egal ob staatlich oder privat, möglich. Doch an privaten Institutionen oder Unis mit entsprechenden Forschungsinstituten ist dieser häufig einfacher, weil die Studierendenzahlen geringer sind und so weniger Personen um einen Job als Hilfskraft konkurrieren wie an staatlichen Hochschulen.

Anonymität vs. persönliche Betreuung

Wer ein beliebtes Fach an einer großen Uni studiert, beginnt das Studium mit sehr vielen anderen Studierenden. Daher kann es sein, dass du in überfüllten Hörsälen und Seminarräumen sitzt. Kleinere Unis – zu denen überwiegend private Einrichtungen gehören – besitzen oftmals eine überschaubare Zahl an Studierenden, und bieten somit tendenziell eine persönlichere Lern- und Studienatmosphäre. Das ist sinnvoll für alle, die sich eine individuelle Betreuung und rege Diskussionskultur in den Seminaren wünschen. Durch die überschaubaren Kursgrößen können sich Dozierende besser und persönlicher um die Studierenden kümmern und man lernt sich obendrein schneller kennen.

Servicelandschaft vs. Servicewüste

Insgesamt besteht ein überwiegend ausgeprägtes Serviceniveau an privaten Hochschulen. Solche Services können wie folgt aussehen: Career Center, das dich bei deiner Berufswahl unterstützt und dir früh Kontakte zu potenziellen Arbeitgebern verschafft, regelmäßige Veranstaltungen mit Partnerunternehmen, ein Alumni-Management, das Absolventinnen und Absolventen in verschiedenen Formaten über das Studium hinaus verbindet, das Studierendensekretariat, das dir sogar bei der Wohnungssuche helfen kann, bis hin zu weiteren Services, wie z. B. Fortbildungseinrichtungen, Seelsorge oder rund um die Uhr geöffnete Bibliotheken. Solche oder ähnliche Services gibt es auch an staatlichen Einrichtungen, jedoch können bei kleineren oder privaten Unis nicht nur die Wege, sondern auch die Wartezeiten für Termine und Angebote kürzer sein.

Regelstudienzeit vs. Abbruchquoten

In Umfragen liest man immer wieder, dass die allermeisten Studierenden an privaten Hochschulen ihr Studium in der Regelstudienzeit absolvieren – und auch weniger Studierende ihr Studium abbrechen. Statistiken zeigen, dass an staatlichen Hochschulen eine größere Zahl an Studierenden ihr Studium abbricht (21 % Abbruchquote an staatlichen Universitäten im Gegensatz zu 7,8 % an Privatuniversitäten; Quelle: Verband der Privaten Hochschulen e. V.). Die Gründe können natürlich vielfältig sein. Studierende an privaten Universitäten äußern jedoch, dass vor allem die persönliche Betreuung dabei unterstützt, dass Ängste oder Zweifel im Studium gar nicht erst aufkommen – und so das Studium eher abgeschlossen wird.

Karriereleiter vs. Karrieresprungbrett

Regelmäßige Veranstaltungen, um Kontakte z. B. zur Wirtschaft zu knüpfen, sind fester Bestandteil des Event-Kalenders einer Privatuni. Per se pflegen Privatunis enge Beziehungen zur Wirtschaft und haben daher ein gutes Netzwerk, von dem auch die Studierenden profitieren, z. B. für Praktika und Nebenjobs uns einen guten Einstieg ins Berufsleben. Auch bieten manche Privatunis ein Mentoren-Programm an, in dem Alumnae und Alumni und/oder Partner:innen aus der Wirtschaft den Studierenden unterstützend zur Seite stehen. Derartige Programme helfen dir nicht nur dabei, dich in deiner neuen Rolle als Studierende:r zurechtzufinden und dich schnell in den Studienalltag zu integrieren. Sie sind auch eine gute Unterstützung bei fachlichen oder beruflichen Fragen. An staatlichen Unis gibt es ebenfalls Angebote, um Kontakte zur potenziellen Arbeitgebenden zu knüpfen. Diese Formate sind an staatlichen Hochschulen aber nicht so sehr in den Lehrplan eingebunden, wie es vielleicht an privaten Unis der Fall ist, womit das eigene Engagement gefragt ist, sich hierfür anzumelden und daran teilzunehmen.

Studiengebühren

Staatliche Hochschulen tragen sich aus Steuermitteln; d. h. du zahlst nicht für deine akademische Ausbildung. Ein paar Kosten kommen aber auch an einer staatlichen Universität auf dich zu, z. B. Kosten für den Sozialbeitrag und fürs Semesterticket. Private Hochschulen befinden sich hingegen in privater Trägerschaft und tragen sich selbst. Sie können den Studienbetrieb nur aufrechterhalten, indem sie Studiengebühren oder -beiträge erheben. Die Kosten variieren von Hochschule zu Hochschule und von Studiengang zu Studiengang. Da nicht alle Studierenden in der Lage sind, die Kosten direkt zu decken, bieten viele Institutionen in privater Trägerschaft sozial verträgliche Finanzierungsmodelle an. Auch Stipendien oder BAföG bieten eine Möglichkeit, dir das Studium an einer Privatuni zu finanzieren. Modelle von Privatuniversitäten wie z. B. der sogenannte „Umgekehrte Generationenvertrag“ sind darauf angelegt, jedem ein Studium an einer privaten Hochschule zu ermöglichen – unabhängig vom individuellen finanziellen Hintergrund.

Und welche Hochschulform ist jetzt die bessere?

Staatliche und private Hochschulen haben ihre jeweiligen Besonderheiten. Du musst selbst entscheiden, auf welche Kriterien du besonderen Wert legst und wie dein Studium ablaufen soll. Am besten verschaffst du dir einen Eindruck, bevor du dich entscheidest. Hierfür bieten viele Hochschulen, egal ob staatlich oder privat, verschiedene Möglichkeiten an, in das Studium „hineinzuschnuppern“ - beispielsweise durch (Online-)Schnupperseminare, Infoveranstaltungen oder andere Informationsformate. Auf den Webseiten der Hochschulen findest du sicherlich einige Angebote in dieser Richtung.  

Wir hoffen, dieser Beitrag konnte dir bei deiner Studienentscheidung helfen und wünschen dir – egal, wo dich dein Weg hinführt – viel Erfolg beim Bestreiten deiner akademischen Laufbahn!

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