Aktivismus und Unternehmertum: Wie passt das zusammen?
Erkenntnisse aus dem Seminar „Socio-Political Activism in and by Organizations”
In einer Zeit, in der Rassismus, Klimakrise und globale Arbeitsbedingungen die öffentliche Diskussion prägen, wächst der Druck auf Unternehmen, Verantwortung zu übernehmen. Wie sich Unternehmen in Krisenzeiten aktivistischer positionieren können, haben 14 Master-Studierende der Studiengänge Philosophy, Politics and Economics (PPE) und Strategy & Organization (S&O) im Blockseminar „Social and Political Activism in and by Organizations” gemeinsam mit Prof. Dr. Guido Möllering und Nicole Steller untersucht.
Direkt zu Beginn entflammte eine lebhafte Debatte, die sich kritisch mit der Rolle von Unternehmen in sozialen und politischen Diskursen auseinandersetzte. Die Studierenden widmeten sich der brisanten Frage: Wie legitim ist das Engagement von Unternehmen in gesellschaftspolitischen Debatten? Sollen sie sich raushalten, weil sie nicht demokratisch legitimiert sind? Oder dürfen sie sich nicht raushalten, weil sie Teil der Probleme und Lösungen sind?
Ein Höhepunkt des Seminars war der Beitrag von Sebastian Pfister, Head of Communication bei der Vodafone Foundation. Mit seinem Erfahrungsschatz bereicherte er die Veranstaltung um Perspektiven aus der realen Welt des Corporate Socio-Political Activism. Er betonte insbesondere, dass Bildungsangebote dazu beitragen können, ein Thema voranzubringen.
„Soziale Fragen, Klimakrisen und geopolitische Umwälzungen – das Feld der Polykrisen macht deutlich, dass die Zeit vorbei ist, in denen Unternehmen diese Phänomene als Externalitäten abtun konnten“, erklärt PPE-Student Leonard Römer rückblickend. „Das Seminar hat gezeigt, wie Unternehmen ihre inhärente soziale Verantwortung wahrnehmen können.“
Seine Kommilitonin Sofie Rothenstein ergänzt, welche entschiedene Rolle politische Rahmenbedingungen spielen: „Unterschiedliche Marktversagen wie bei der Umweltverschmutzung fordern uns heraus und können ohne politisches und gesellschaftliches Zutun nicht gelöst werden. Die Verantwortung allein den Unternehmen zuzuordnen, halte ich für naiv. Unternehmensentscheidungen haben soziale und ökologische Konsequenzen und sind daher immer auch politisch. Ich ermutige jeden, sich nicht nur als wirtschaftliches, sondern auch als politisches Wesen zu begreifen.“
Im Seminar haben die Studierenden ein Booklet entwickelt, das Unternehmer:innen und Interessierten als Leitfaden dienen soll. Darin werden Risiken und Chancen des „Corporate Activism“ anhand praktischer Beispiele von Unternehmen wie Gillette, Tony’s Chocolonely und Nike diskutiert. Zudem enthält der Leitfaden praktische Anleitungen für Unternehmen, die sich aktivistisch engagieren möchten.
Das Booklet steht hier kostenlos als Download zur Verfügung.
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