Zwischen Studium der Philosophie, Politik und Ökonomik und Engagement bei den Grünen: Anna di Bari
Anna di Bari liegt – wie sie selbst lachend erzählt – „in den letzten Zügen“ ihres Bachelorstudiums Philosophie, Politik und Ökonomik (PPÖ) an der Uni Witten/Herdecke (UW/H). Dass sie lachen muss und den Zeitraum ihres Abschlusses offenhält, liegt sicher an der langen Liste der Ämter, die sie neben dem Studium innehat. Für andere wäre das vielleicht schon ein Vollzeitjob: Sie ist für die Grünen Ratsfrau in Bochum und dort Vorsitzende im Ausschuss für Arbeit, Gesundheit und Soziales. Außerdem ist sie für Integrationspolitik in der Fraktion zuständig. In der Bezirksvertretung Bochum-Mitte ist sie stellvertretende Bezirksbürgermeisterin. Im Ruhrparlament, dem politischen Arm des Regionalverbandes Ruhr, das 2020 zum ersten Mal direkt gewählt wurde, engagiert sie sich im Ausschuss für Kultur, Sport und Vielfalt. Sie ist Sprecherin in der Landesarbeitsgemeinschaft Migration und Flucht der Grünen und arbeitet in einem Bundestagsbüro mit. Schließlich ist sie im Präsidium des Landesparteitags tätig. „Ich versuche, mein Studium zum Beispiel in diesem Semester auf den Dienstag und Mittwoch zu konzentrieren oder eben Blockveranstaltungen zu belegen, damit ich die anderen Tage Zeit für die Politik habe. Und da muss man dann schon jede Zugfahrt intensiv nutzen, um zu arbeiten“, schildert sie ihren täglichen Kampf um die Verteilung der Prioritäten.
Schon in der Schule war die „Richtung Politik“ klar
Für sie ist das der große Vorteil an der UW/H, dass so ein Engagement von den Dozent:innen und Professor:innen möglich gemacht und sogar gefördert wird. Für Anna di Bari war es schon in der Schule völlig selbstverständlich, sich zu engagieren und so war sie in der achten Klasse Schülersprecherin. In der Oberstufe wählte sie den Leistungskurs in Sozialwissenschaften: „Für mich war nach dem Abi die Richtung Politik klar, ich wusste aber auch, dass ich dafür die Bedeutung der Wirtschaft mehr verstehen wollte. Und da kam für mich nur das PPÖ-Studium in Witten infrage. Das gab es damals nur hier“, blickt sie auf ihren Weg zurück. „Und die Philosophie als Reflexionsebene halte ich für sehr sinnvoll! Das ist für mich die beste Mischung, statt etwa nur Politik zu studieren.“ Sie schätzt die Kompetenz aus allen drei Teilbereichen, weil es für sie so viel leichter möglich wird, sich in vorher fremde Sachthemen schnell einzuarbeiten.
„Die Diskussionskultur in Witten ist schon einzigartig!“
Den konkreten Weg in die Politik und ihre zahlreichen Ämter hat sie aber erst im Studium eingeschlagen. „Ich bin hier im Studium und vor allem durch das Studium fundamentale, in dem wir fachfremde Kurse belegen, geprägt worden. Es zeigt mir immer wieder Felder auf, mit denen ich mich vorher nicht beschäftigt habe. Dadurch wurde ich darin bestärkt, mich noch weiter politisch zu engagieren“, sagt sie. Und sie schätzt an der UW/H die Möglichkeit des wissenschaftlichen Diskurses sowie die Vielfalt und Offenheit, die ihre Kommiliton:innen mitbringen: „Wir haben in einem Seminar über die Gesundheitsversorgung mal provokant die These aufgestellt, dass man doch die ganzen privaten Anbieter, die mit der Versorgung auch noch Gewinne erzielen wollen, stärker besteuern und das Geld etwa über einen Fonds wieder in das Gesundheitswesen zurückführen müsste. Das hat für viel Aufruhr gesorgt, bei Studierenden und Dozierenden. Aber genau darum geht es ja: Hier eine Diskussionskultur vorzufinden, in der man auch provokative Forderungen sachlich diskutieren und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten kann.“
Wenn sie sich ihren weiteren Weg vorstellen soll, dann steht eines ganz fest: der Master. Ob der dann in Witten mit Philosophy, Politics and Economics (PPE) anschließt oder woanders mit Soziologie, da ist sie sich noch nicht sicher. Und was danach kommt, ist noch weit weg. Vermutlich kein Parlamentsbüro, vielleicht eher ein Thinktank, aber wer weiß, was bis dahin noch passiert.
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