Direkt zum Inhalt der Seite springen

Blog Universität Witten-Herdecke | Temperatur im Blick: Studierende entwickeln Aufsteller zur Hitzeprävention für Senior:innen

Temperatur im Blick: Studierende entwickeln Aufsteller zur Hitzeprävention für Senior:innen

Wie können ältere Menschen zukünftige Hitzesommer besser überstehen? Mit dieser Fragestellung haben sich Junior-Professorin Daniela Schmitz und ihre Studierenden aus dem Masterstudiengang „Multiprofessionelle Versorgung von Menschen mit Demenz und chronischen Einschränkungen zwei Semester lang intensiv befasst. Für das Lehrkonzept wurde Schmitz mit dem Lehrpreis „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ der Uni Witten/Herdecke ausgezeichnet. Welche Idee dabei entstanden ist und bald in Witten umgesetzt werden soll, erläutern Schmitz und ihre Studierenden Eva Heithecker und Sabine Leuthold im Interview.

Wie können Senior:innen zukünftige Hitzesommer besser überstehen – insbesondere solche, die chronische Einschränkungen haben?

Daniela Schmitz: Neben den allgemeinen Maßnahmen (richtige Kleidung, richtig lüften, viel trinken, kühle Plätze aufsuchen) ist für ältere Menschen mit chronischer Erkrankung das Thema Medikamente extrem wichtig. Medikamente mit Einfluss auf den Wasser- oder Elektrolyt-Haushalt, können hitzebedingt die Gefahr einer Dehydrierung mit sich bringen. Grundsätzlich kann die Wirkung einiger Medikamente hitzebedingt beeinträchtigt oder verändert werden. Vor Hitzephasen ist es deshalb wichtig, ärztlichen Rat aufzusuchen bzw. mit der Apotheke über die Wahl, Lagerung und Einnahme der Medikamente zu sprechen und ggfs. mit pflegenden Angehörigen zu kommunizieren. Auch das Thema Trinken ist sehr wichtig: Gerade bei älteren Menschen lässt das Durstgefühl nach; hier kann ein Trinkplan helfen. 

Sie haben drei verschiedene Ansätze entwickelt, um Senior:innen bei hitzebedingten Herausforderungen unter die Arme zu greifen – einer wird nun umgesetzt. Können Sie die Ideen kurz skizzieren und begründen, warum Sie sich für das ausgewählte Projekt entschieden haben?

Eva Heithecker: Einer der Vorschläge war eine Flasche, auf der einerseits die von Frau Schmitz erwähnten Hitzepräventionsmaßnahmen stehen. Über eine Skala auf der Flasche können die Betreffenden ablesen, wie viel ihres täglichen Bedarfs sie bereits getrunken.

Sabine Leuthold: Eine andere Gruppe hat die Idee der „Sommerfrische“ entwickelt: In heißen Innenstädten werden Orte ausgewählt, die älteren Menschen – etwa auf dem Weg zum Arzt oder Apotheker – Schutz vor der Hitze bieten. Gleichzeitig können sie hier Betreuung und Hilfsangebote in Anspruch nehmen und sich mit anderen Menschen treffen, um Gemeinschaft zu erleben. Diese Orte können z. B. leerstehende Büros, Museen, Kneipen oder auch Supermärkte sein, in denen es ohnehin eine Klimaanlage gibt.

Daniela Schmitz: Die Kommunen arbeiten bereits an derartigen Lösungen: Die Stadt Düsseldorf hat gerade eine „Kühle-Orte-Karte“ veröffentlicht, um solche Plätze sichtbar zu machen. In Bochum gibt es zum Beispiel eine Trinkbrunnen-Karte. Hier bewegen wir uns im kommunalen Feld, was die Implementierung für die Studierenden schwieriger macht: Sie sind auf die Mitarbeit der Städte und Gemeinden angewiesen, um ihre Idee umzusetzen.

Sabine Leuthold: Deshalb haben wir uns für die Umsetzung des dritten Projektes entschieden. Hier haben wir einen Aufsteller mit einem Thermometer entwickelt, um die Seniorinnen und Senioren dafür zu sensibilisieren, auf die Temperatur zu achten. Denn das Wärmeempfinden unserer Zielgruppe ist häufig sehr eingeschränkt, was dazu führt, dass die Menschen zu warme Kleidung tragen und damit noch hitzeempfindlicher sind. Rund um das Thermometer finden sich Tipps zur Hitzeprävention in möglichst einfacher Sprache: genug trinken, tagsüber verschatten, nachts lüften, luftige Bekleidung und draußen eine Kopfbedeckung tragen, sich mit Wasser einsprühen und eher morgens oder abends das Haus verlassen. Dieser prismaförmige Aufsteller soll verteilt werden über die Stellen, wo die Zielpersonen häufig anzutreffen sind: im Supermarkt, in der Apotheke, beim Hausarzt oder über Pflegedienste.

Wie geht es nach der Konzeptionsphase weiter?

Eva Heithecker: Jetzt starten wir in die Testphase: Wir versenden den Aufsteller mit einem Fragebogen an alleinstehende Senioren, die in einer Wohnung mit Service leben. Diese Senioren haben eine eigene Wohnung, können aber Essen oder Betreuung dazubuchen. Mithilfe ihres Feedbacks wollen wir herausfinden, ob die Schrift gut lesbar ist und ob der Text leicht verständlich ist. Danach werden wir den Aufsteller entsprechend optimieren und auch einen Namen und ein Maskottchen dafür entwickeln. Sobald dies abgeschlossen ist, wollen wir die Aufsteller 2024 in Witten verteilen. Um die Druck- und Produktionskosten zu finanzieren, suchen wir aktuell noch Sponsoren aus der Region.

Im Masterstudiengang „Multiprofessionelle Versorgung“ kommen Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, um die Herausforderungen chronisch Erkrankter aus interdisziplinärer Perspektive zu betrachten. Inwiefern war diese multiprofessionelle Sichtweise für die Projektentwicklung von Bedeutung?

Eva Heithecker: Gerade bei diesem Projekt konnten wir nochmal feststellen, wie wertvoll die unterschiedlichen Erfahrungen und Kompetenzen der Studierenden für die Konzeption und Umsetzung waren.

Sabine Leuthold: Dadurch, dass ich aus dem Ingenieurwesen komme, war mir beispielsweise das Projektmanagement sehr vertraut. Dafür kann ich nicht so gut Texte schreiben, was wiederum Kommilitoninnen von mir gut können. Eine Studentin arbeitet in der kommunalen Seniorenberatung und konnte daraus Tipps ableiten, eine andere hat angefangen, eine Website für das Projekt zu entwickeln. Durch unsere gesammelten Talente ist in der Schwarmintelligenz ein Projekt entstanden, das mit Personen einer einzigen Fachrichtung nie in dieser Form hätte zustande kommen können.

Sie möchten mehr über das Projekt erfahren oder die Studierenden bei der Umsetzung unterstützen? Melden Sie sich gerne direkt bei Eva Heithecker unter evaheithecker@web.de.

Schreibe einen Kommentar
* Pflichtfelder

Kommentare

Keine Kommentare vorhanden.