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Blog Universität Witten-Herdecke | Wie lässt sich bürgerliches und studentisches Engagement verknüpfen?

„Die Begegnung mit Menschen der Region ist eine Bereicherung, die man in keinem Lehrbuch findet“

Wie die UW/H und die FreiwilligenAgentur FOKUS bürgerliches und studentisches Engagement verknüpfen

Wer sich in Witten umschaut, merkt schnell, wie sehr die Studierenden die Region prägen und mitgestalten: Die Modemarke nouranour eröffnet berufliche Chancen für Frauen mit Migrationshintergrund, über die Pottkutsche stehen kostenlose Lastenräder zur Verfügung, und mit dem Unikat ist ein studentisch geführter Kultur- und Begegnungsraum mitten in Witten entstanden – um nur einige Beispiele zu nennen.

Jetzt geht die Universität Witten/Herdecke (UW/H) noch einen Schritt weiter und bringt ehrenamtlich aktive Studierende mit engagierten Bürger:innen zusammen: Mit einer neuen Plattform für Engagement und Initiativkultur soll ein offener Lern- und Erfahrungsraum entstehen, der neue Antworten auf den Strukturwandel findet. Das Projekt ist angesiedelt am WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale und wird gefördert vom Stifterverband.

Im Interview berichten die Projektverantwortlichen Dr. Andreas Lingg und Kathrin Brommer, was sie sich von der Kooperation erhoffen. Andreas Lingg verantwortet als wissenschaftlicher Mitarbeiter der UW/H u. a. das Projekt sieben:viertel, mit dem die Universität 2021 ihre Lehrangebote für Bürger:innen der Region geöffnet hat. So ist der Kontakt zu Kathrin Brommer von der FreiwilligenAgentur  FOKUS des Caritasverbandes entstanden, die seit März 2022 zusätzlich als Referentin für Gesellschaftliches Engagement und Service Learning an der UW/H tätig ist.

 

Wie steht es um das Ehrenamt in Witten?

Kathrin Brommer: Der Bedarf nach ehrenamtlichem Engagement in der Region ist enorm. Viele Krisen wären nicht so gut gemeistert worden, wenn es die freiwilligen Helfer:innen nicht gegeben hätte. In der Corona-Pandemie sind unglaublich viele Menschen auf uns zugekommen, die die Not gesehen haben und helfen wollten. Wir kamen kaum noch hinterher, weil wir so viele Anfragen hatten.

Andreas Lingg: Es gibt in Witten einen riesigen Bedarf nach Ehrenamt und Engagement, aber auch nach gesellschaftlichen Lern- und Begegnungsräumen. Uns ist es wichtig, dass unsere Studierenden sich gesellschaftlich engagieren, Praxiserfahrungen machen und in den Austausch mit den Menschen der Region treten. Die Begegnung mit den Menschen, Themen und Herausforderungen der Region ist eine Bereicherung, die man in keinem Lehrbuch finden kann.

Wie wollt ihr bürgerliches und studentisches Ehrenamt zusammenbringen?

Kathrin Brommer: Wir möchten eine Plattform für Engagement- und Initiativkultur aufbauen. Über eine Online-Datenbank können sich Studierende und Bürger:innen über die zahlreichen Möglichkeiten informieren, wie sie sich in Witten engagieren können. Diese Plattform soll im Sommer 2024 auf sieben-viertel.de live gehen.

Andreas Lingg: Dabei geht es uns nicht nur um eine reine Vermittlung von Ehrenamt, sondern wie gesagt um die Herstellung von Lern- und Begegnungsräumen. Deshalb organisieren wir parallel dazu Workshops und Werkstätten auf dem Campus, zu denen Studierende, Bürger: innen und Partnerorganisationen zusammenkommen. Wir haben im Sommersemester 2023 eine erste Testphase gestartet und wollen das Angebot über die kommenden Monate sukzessive ausbauen.

 

Welche Vorteile bietet die Zusammenarbeit?

Kathrin Brommer: Die Kooperation zwischen der UW/H und der FreiwilligenAgentur ist sehr fruchtbar: Denn als FreiwilligenAgentur konzentrieren wir uns vor allem auf die Beratung und Vermittlung. Dazu kommt die Kommunikation mit den Organisationen und die Netzwerkarbeit. Die Weiterbildung unserer Ehrenamtlichen ist aufgrund mangelnder Ressourcen bisher ein wenig untergegangen. Mit der neuen Plattform für Engagement- und Initiativkultur können wir jetzt die Vermittlung und die Weiterbildung verknüpfen, sodass daraus etwas Größeres entstehen kann. Die Idee hat auch den Stifterverband begeistert, der das Projekt finanziell unterstützt.

Was erhofft ihr euch von dem Projekt?

Andreas Lingg: Wir glauben, eine maximale Win-Win-Situation herstellen zu können. Auf der einen Seite können wir den Ehrenamtlichen und studentischen Initiativen über die Online-Plattform eine größere Bühne und mehr Öffentlichkeit bieten, weil ihre Angebote dort sichtbar werden. Interessierte Studierende und Bürger:innen haben die Möglichkeit, über die Engagement-Börse niederschwellig spannende Aufgaben und Projekte in der Region zu entdecken. In den Workshops und Austauschformaten können sie aktuelle Herausforderungen diskutieren, sich weiter professionalisieren und Netzwerke knüpfen. Wie eng die Bürger:innen und die Studierenden letztlich zusammenarbeiten, ist selbstverständlich ihnen überlassen.

 

Welche Themenbereiche werden durch die Workshops abgedeckt?

Andreas Lingg: Wir möchten einerseits auf konkrete Bedarfe aus dem Ehrenamt und studentischer Initiativarbeit reagieren, andererseits aber auch gesellschaftliche Krisen in den Blick nehmen. Wir stehen vor Herausforderungen des Strukturwandels auf globaler wie lokaler Ebene. Es geht hier nicht nur darum, auf Wunden Pflaster zu kleben. Idealerweise stellen wir Räume her, in denen engagierte Bürger:innen wie Studierende die eigenen Herausforderungen und die aktuellen Krisen reflektieren können, damit daraus ganz neue Ideen, Verfahren, Projekte, Initiativen und Organisationen entstehen. Deswegen organisieren wir am Ende jeden Semesters eine Initiativwerkstatt, in denen die Engagierten  aktuelle Themen gemeinsam reflektieren.

Ich spreche da gerne von sozialer Alchimie: Wir bringen Leute zusammen und schauen, was passiert. Und es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, was aus diesen Begegnungen entsteht.

Beispielsweise ist aus der ersten Initiativwerkstatt im Sommersemester 2023 eine Kooperation zwischen dem Deutschen Roten Kreuz und Add Action entstanden. Sie möchten gemeinsam ein Sportprogramm für Kinder sowie saisonale Aktionen wie ein Kürbisschnitzen im Herbst oder eine Weihnachtsfeier mit Plätzchenbacken anbieten.

Wie können Menschen das Projekt unterstützen?

Kathrin Brommer:  Wir freuen uns, wenn weitere Akteur:innen und Institutionen aus Witten mit an Bord kommen, sich engagieren oder das Projekt unterstützen. Interessierte können sich gerne formlos über Seite der FreiwilligenAgentur über das Kontaktformular in der Fußzeile der sieben:viertel-Website bei uns melden.

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