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Blog Universität Witten-Herdecke | Mit PPÖ in die Politik: Frederike Westphalen

„Nehmt ein Stück Witten mit in die Welt!“

Mit PPÖ in die Politik: Frederike Westphalen

 

Von Witten direkt ins politische Zentrum Berlins: Frederike Westphalen fand während ihres Studiums der Politik, Philosophie und Ökonomik (PPÖ) an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) ihre Berufung in der politischen Arbeit. Bereits in der Phase ihrer Bachelorarbeit verschlug es sie in den Bundestag, wo sie seit 2022 in dem Büro der Abgeordneten Gülistan Yüksel tätig ist. Parallel dazu studiert sie an der Hertie School „Public Policy“ im Master.

Wie das Studium in Witten sie geprägt hat, welche Wege sie in die Politik geführt haben und was sie sich für die gesellschaftliche Debatte in Deutschland wünscht, berichtet die UW/H-Alumna im Interview.

Was haben Sie aus dem PPÖ-Studium persönlich mitgenommen?

An erster Stelle steht unangefochten das kritische Denken. Man erwartet von einem Studium anfangs, Zweck dessen sei es, sich bestimmtes Wissen anzueignen, merkt aber schließlich, dass es mehr darum geht, das Denken zu schulen.

Für mich ist das Studium der Politik, Philosophie und Ökonomik eine Generalausbildung: Man findet einen Einstieg in verschiedene Fachdisziplinen und kann sich in dem Bereich vertiefen, der einen am meisten interessiert, ohne sich zu sehr in einem Themengebiet zu verlieren.

In der PPÖ werden verschiedene Disziplinen miteinander verknüpft. Diese Themenvielfalt macht auch die Politik aus, da sie in jedem Bereich der Gesellschaft Relevanz hat. Ich habe im Studium gelernt, alle Beteiligten und ihre Perspektiven mitzudenken und einzubeziehen – das hilft mir in der politischen Arbeit enorm.

 

Was ist für Sie das Besondere der UW/H?

Die Menschen kommen nicht an die UW/H, um ihre sechs Semester Regelstudienzeit zu absolvieren und einen Abschluss auf dem Papier zu haben. Man merkt, dass sie in Witten studieren, weil sie einen Drive haben, etwas bewegen und über den Tellerrand schauen wollen.

Hier habe ich gelernt, dass man mit Menschen bis spät in die Nacht diskutieren und sie trotzdem gernhaben kann. Dass Menschen an unterschiedlichen Dingen interessiert sind, ihre Leidenschaften und ihr Wissen teilen und anstatt zu konkurrieren, sich so gegenseitig bereichern.

Gibt es bestimme Erlebnisse, die Sie besonders geprägt haben?

Eine nachhaltig prägende Erfahrung war für mich die Teilnahme an der Model United Nations in New York. Im UN-Hauptquartier mit Menschen aus aller Welt zu diskutieren und die Arbeitsweisen der UN näher kennenzulernen, war ein ganz besonderes Erlebnis, bei dem ich viel mitgenommen und gelernt habe.

Außerdem habe ich während des Studiums das studentisch geführte Kulturzentrum „Unikat“ für mich entdeckt, was in der Umbruchszeit während des Umzugs aus der Westfalenstraße in die Bahnhofstraße ein pulsierendes Etwas war, das noch geformt werden wollte. Da wir sowohl von der Uni als auch direkt vom Hochschulwerk super unterstützt wurden, bot sich ein wahnsinnig breiter Handlungsspielraum, um viele neue Ideen einbringen und umsetzen zu können. Eine vergleichbare Vielfalt an studentischen Initiativen gibt es sonst an keiner anderen Uni.

Ich kann deshalb nur empfehlen, sich nicht nur auf das Studium und den Abschluss zu konzentrieren, sondern Witten rundum auszukosten. Die UW/H bietet so viel, dass man es im Studium nie ganz ausschöpfen kann – aber man kann versuchen, so viel wie möglich mitzunehmen und sich einzubringen.

2022 sind Sie nach Berlin gezogen, inzwischen studieren Sie im Master an der Hertie School Public Policy. Wie haben Sie den Wechsel erlebt?

An der UW/H habe ich mein kritisches und vernetztes Denken geschult, darauf kann ich im Master an der Hertie School wunderbar aufbauen. Hier geht es um die Anwendung: Wie können wir Dinge konkret verändern? Für mich ist nicht das eine besser als das andere, ich sehe es vielmehr als die perfekte Kombination.

Neben dem Master sind Sie seit 2022 als studentische Mitarbeiterin für die Abgeordnete Gülistan Yüksel tätig. Was genau sind Ihre Aufgaben?

Mein Aufgabenspektrum ist sehr breit gefächert und abwechslungsreich – so wie die Politik auch. In unserem Büro sind wir zwei wissenschaftliche sowie zwei studentische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mein Kollege macht vor allem Social Media, während ich die wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen unterstütze. Ich sehe mich als Floater – das ist ein Begriff aus dem Segeln für eine Position, bei der man immer dort eingesetzt wird, wo man gerade gebraucht wird.

Ich betreue zum Beispiel die Besuchergruppen und beantworte gemeinsam mit meiner Abgeordneten oder eigenverantwortlich die Fragen von Menschen, die den Bundestag besuchen. Außerdem beantworte ich Bürgerbriefe, schreibe Pressemitteilungen, bereite Termine vor und pflege die Korrespondenzen. Was immer gerade auf den Tisch fällt…

 

Warum hat es Sie in die Politik gezogen?

Ich möchte einen positiven Einfluss ausüben, und das geht am besten, wenn man sich politisch einbringt. Hier bin ich Teil eines Systems, das gestaltet. Ich bin der festen Überzeugung, dass wenn man etwas nicht gut findet, sich selbst engagieren sollte, damit es sich ändert. Und in der Politik hat man diese Möglichkeit. Persönlich sehe ich auf politischer Ebene zum Beispiel noch einen großen Handlungsbedarf hinsichtlich des Tierwohls und möchte hier zur Besserung beitragen.

Die politische Arbeit wird häufig stark kritisiert – das merke ich tagtäglich sowohl in den Medien als auch direkt bei Besuchergruppen im Bundestag. Ich würde mir wünschen, dass Jede und Jeder mal ein Praktikum im Bundestag macht, damit Menschen sehen, dass die allermeisten Politikerinnen und Politiker das Bestmögliche versuchen und dafür auch Kompromisse machen müssen. Es kann nie schaden, die Arbeitsweise des Parlamentes zu verstehen. Konstruktive Kritik ist gut, aber Lösungsansätze sind besser.

 

Wie erleben Sie die Stimmung bei den Besuchergruppen? Inwieweit haben sich die Fragen und Gespräche durch die aktuellen gesellschaftlichen Debatten verändert?

Die Debatte wird fundamentaler. Es ging uns lange Zeit sehr gut, unsere Werte wurden nicht in Frage gestellt – jetzt kommt das Fundamentale durch Kriege, Pandemien und Faschismus zurück. Es braucht mehr Kraftanstrengungen, um diese Themen zu behandeln und diesen Entwicklungen zu begegnen.

Ich merke, wie wichtig es ist, die Räume zu nutzen, die man hat, um diese Themen anzusprechen – darauf zu pochen, welche Werte wir haben und dass wir diese verteidigen und für sie einstehen müssen. Deshalb spreche ich gerade mit Schülergruppen im Bundestag oft und viel über diese Themen – mir ist es wichtig, einen positiven Einfluss zu hinterlassen.

Was möchten Sie zum Schluss anderen Studierenden mitgeben?

Ich wünsche mir, dass alle Studierenden der UW/H den Wittener Geist in die Welt tragen. Nehmt ein Stück Witten mit – egal wohin ihr geht! Das bedeutet für mich: Nicht nur in Zahlen und Methoden zu denken, sondern etwas für sich verstehen zu wollen und zu durchdringen, um über das Bestehende hinausdenken zu können.

Und: Engagiert euch politisch! Das ist nicht nur wichtig fürs persönliche Wohl, sondern auch für den eigenen Beitrag zum Gemeinwohl. Als Konglomerat allen politischen Engagements bilden wir eine gewaltige Masse, die ausschlaggebend ist und etwas bewegen kann – nein: etwas bewegen muss.

  

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