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Blog Universität Witten-Herdecke | Fabian Schmidt: „Ich möchte für unternehmerisches Denken begeistern“

„Ich möchte dafür begeistern, unternehmerisch zu denken“

Fabian Schmidt gibt sein Gründungswissen an die nächste Generation weiter


UW/H-Alumnus Fabian Schmidt ist mit 25 Jahren aktuell der jüngste Gastdozent an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). Als Unternehmer, KI-Experte und Initiator mehrerer Start-ups bringt er seine umfassenden Praxiserfahrungen in die Lehre ein – an dem Ort, wo für ihn alles begann. Im Interview berichtet er, was ihn motiviert und wie er Menschen mit Geschäftsideen auf ihrem Weg begleiten will.

Du bist als Dozent an deine ehemalige Uni zurückgekehrt. Warum?

Ich bin gebürtiger Wittener, habe hier meinen Bachelor in Management gemacht und 2022 abgeschlossen. Die UW/H war für mich immer ein besonderer Ort. Als sich die Chance ergeben hat, etwas zurückzugeben, wollte ich sie unbedingt nutzen. Mit 23 habe ich einen Lehrauftrag an der Universität Konstanz bekommen – ganz ohne Doktor oder Professur. Jetzt gebe ich meinen ersten Kurs im Studium fundamentale (Stufu): „Building a Company with AI“. Ich will das Thema Gründung an der UW/H stärken.

Was genau erwartet die Teilnehmenden deines Stufu-Kurses?

Ich möchte die Studierenden dafür begeistern, unternehmerisch zu denken. Im Seminar geht es vor allem darum, Probleme zu finden, für die man wirklich brennt. Die Teams entwickeln dann übers Wochenende mit Unterstützung von künstlicher Intelligenz erste Lösungsansätze, Geschäftsmodelle und ein Pitchdeck. Am Ende sollen sie ein bunt gemischtes Team haben, eine erste Idee und ein Gefühl dafür, wie sie mit KI ihre Gründung vorantreiben können.

Wenn da spannende Ideen entstehen, stelle ich auch gern Kontakte her – ich habe mittlerweile ein gutes Netzwerk. Und wer weiß: Vielleicht bringt in zwei Jahren eines der Teams ein echtes Unternehmen auf die Straße. Das wäre mein Traum.

Der Kurs war sofort ausgebucht. Was sagt dir das?

Die 25 teilnehmenden Studierenden kommen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen – Medizin, Psychologie, Management. Genau solche interdisziplinären Teams braucht die Start-up-Szene. Ich freue mich sehr, dass das Interesse so groß ist.

 

Wie hat dich dein Management-Studium in Witten geprägt?

Drei Dinge stechen für mich heraus. Erstens das kritische Denken: In Seminaren wurden wir immer ermutigt, Dinge kritisch zu hinterfragen. Gerade als Gründer ist diese Herangehensweise an neue Themen extrem hilfreich. Ich stelle andere Fragen als klassische Industrieexperten.

Was heißt das konkret?

Als Gründer schaut man ja immer auf ein konkretes Problem. Nehmen wir zum Beispiel das Thema nachhaltige Mobilität, das ganz unterschiedliche Facetten hat. Wenn man eine Idee nur aus Ingenieursperspektive betrachtet, verliert man schnell die Sicht der Nutzer aus dem Blick. Ich glaube, es braucht eine gewisse gedankliche Flexibilität, um unterschiedliche Perspektiven wahr- und ernst zu nehmen.

In den Seminaren an der UW/H war es oft so: Ein Problem wurde in den Raum gestellt, alle haben ihre Sicht eingebracht – und am Ende hatten wir vielfältige Perspektiven mit unterschiedlichen Lösungsansätzen. Wenn ich heute auf ein Start-up schaue, betrachte ich nicht nur einen insolierten Bereich, sondern das ganze System dahinter.

Du hattest drei Aspekte angesprochen: Was hast du noch aus Witten mitgenommen?

Das Zweite ist der Austausch mit anderen, gerade durch das Zusammenspiel zwischen Studium fundamentale und regulären Kursen. Es gibt kaum klassische Frontalvorlesungen, stattdessen haben wir in Kleingruppen in Seminaren gearbeitet, uns direkt mit den Professoren ausgetauscht und gemeinsam an Projekten gearbeitet. Das habe ich immer sehr geschätzt.

Und der dritte Punkt: Die Lehre ist sehr praktisch. Ich habe schon immer lieber Dinge angepackt, als nur davon zu lesen. Und das hilft natürlich auch als Gründer. Gerade die praktischen Seminare bei Prof. Dr. Thomas Clauß haben mir sehr weitergeholfen. Wir sind übrigens immer noch in Kontakt.

Du hast dein erstes Unternehmen schon während des Bachelor-Studiums gegründet. Wie kam es dazu?

Das war eine spontane Idee. Ein Kommilitone hatte schon gegründet und wir wollten das Pflichtpraktikum durch eine echte Unternehmung ersetzen. Also haben wir eine Beratungsfirma im Bereich Suchmaschinenoptimierung gestartet – das war damals, 2019/20, ein Boom-Thema. Über vier Jahre lief das erfolgreich, aber irgendwann habe ich gemerkt, dass mich das Umsetzen mehr reizt als das Beraten. Als ich dann für meinen Master in Entrepreneurship ans Babson College in die USA gegangen bin, war für mich klar, dass das Beratungsunternehmen für mich abgeschlossen ist.

 

Und heute – woran arbeitest du gerade?

Ich bin aktuell Entrepreneur in Residence beim Next Mobility Labs – einem Unternehmen, das Start-ups im Bereich nachhaltige Mobilität aufbaut und finanziert. Dort arbeite ich gerade an einem neuen Projekt, das im Sommer als Start-up an den Start gehen soll. Parallel läuft noch ein Energy-Drink-Projekt, das ich zusammen mit einem Kommilitonen in den USA gestartet habe. Am Babson College war es Teil des Curriculums, ein eigenes Start-up zu entwickeln.

Jetzt unterstützt du andere dabei, ebenfalls zu gründen. Was motiviert dich dazu?

Ich habe durch mein Studium und meine Erfahrungen als Gründer so viel lernen und erfahren dürfen – das möchte ich gerne weitergeben.

Wenn durch mein Seminar auch nur ein einziges Start-up entsteht, das wirklich etwas bewegt – dann hat sich das gelohnt. Gründungen bringen gesellschaftlichen Mehrwert, sie schaffen Arbeitsplätze – und passen richtig gut zur Ausrichtung der Uni. Wenn ich als Alumnus dazu beitragen kann, Studierende zu ermutigen und unternehmerisch zu befähigen, ist das für mich persönlich sehr erfüllend.

 

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