Sonja Leidemann: Mit Kulturförderung zum gesellschaftlichen Wandel

Seit Mai 2023 steht Sonja Leidemann gemeinsam mit ihrem Vorstandskollegen Prof. Dr. Stefan Stolte an der Spitze der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung. Doch Sonja Leidemanns Engagement für Bildung und Kultur reicht weit über ihr aktuelles Amt hinaus: Die ehemalige Bürgermeisterin von Witten fördert seit Jahrzehnten leidenschaftlich gesellschaftliche Projekte – mit einem besonderen Blick auf das Ruhrgebiet und die Universität Witten/Herdecke.
Die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung gehört zu den wichtigsten und ältesten Förderern der Universität Witten/Herdecke. Seit 1995 unterstützt sie insbesondere das Seminarangebot zur künstlerischen Praxis und nun auch die Weiterentwicklung des WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale. Im sogenannten Stufu der UW/H wagen Studierende aller Fachrichtungen gemeinsam einen Perspektivwechsel und verbinden Kunst, Kultur und gesellschaftliches Engagement. Schon jetzt bestehen Kooperationsprojekte zwischen Universität und (Stadt-)Gesellschaft, die das Leben in Witten bereichern – angefangen bei öffentlichen Konzerten über Lesungen bis hin zur Bürgeruni.
In dieser Vernetzung mit der Region und den gemeinschaftsstiftenden Erfahrungen sieht auch Sonja Leidemann, Vorständin der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung, eines der größten Potenziale des WittenLab. Zukunftslabor Studium fundamentale. Hier gehen Universität und Stiftung Hand in Hand: Beiden ist es ein Anliegen, in Zeiten der Polarisierung den Dialog und Zusammenhalt zu fördern. Zukünftig wird der Förderschwerpunkt der Stiftung an der UW/H daher verstärkt auf dem sozialen Engagement von Studierenden liegen: So ist etwa ein Projekt mit der Musikschule Witten geplant, das Studierende und Schüler:innen zusammenbringt. In der Dortmunder Nordstadt sollen Wittener Studierende gemeinsam mit Anwohner:innen auf Spurensuche der Kolonialgeschichte gehen können und Präsentationsformen schaffen, die das Thema kritisch aufarbeiten.
Über die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung:
Die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung wurde 1987 durch Werner Richard in Herdecke gegründet. Die Stiftung hat sich der Förderung des Kulturlebens, insbesondere der Musik, der Musikerziehung und der bildenden Kunst im Wirkungsraum Westfalen verschrieben. Weitere Stiftungsziele sind:
- Denkmalschutz,
- Wissenschaft,
- Bildung und Erziehung,
- Jugendsport,
- Völkerverständigung,
- Jugend- und Altenhilfe
- und Soziales.
Neben der finanziellen Förderung setzt die Stiftung ihre Ziele auch operativ um: So finden im stiftungseigenen Werner Richard Saals und der Dr. Carl Dörken Galerie regelmäßig öffentliche Konzerte, Ausstellungen und Lesungen statt.
Eine vielseitige Karriere, ein verbindendes Element
Die Affinität zu Bildung und Kultur haben Sonja Leidemann fast ihr gesamtes Berufsleben begleitet: Bevor sie 1998 die Leitung der Volkshochschule Witten | Wetter | Herdecke übernahm, war sie bereits in der VHS Hagen verantwortlich für politische Bildung und die Entwicklung von Zielgruppenprogrammen, z. B. für Kinder und Jugendliche. Ihre Herzensthemen Bildung und Kultur machte sie ab 2004 auch in der Kommunalpolitik zur Chefinnensache: So war sie lange Zeit nicht nur Bürgermeisterin der Stadt Witten, sondern auch Vorsitzende des städtischen Kulturforums. Ein Meilenstein aus dieser Zeit ist Sonja Leidemann besonders im Gedächtnis geblieben: „2016 haben wir mit dem Neubau der Bibliothek in Witten eine der ersten modernen Büchereien Nordrhein-Westfalens errichtet, die auch sonntags geöffnet hat. Ein Novum war damals die Kombination aus einem klassischen Bücher- und einem medialen Bestand. Es war ein toller Erfolg in einer schwierigen Wirtschaftslage.“ Auch die Entwicklung der UW/H hat sie als Bürgermeisterin intensiv begleitet. Sie erzählt: „Gemeinsam haben wir Höhen und Tiefen erlebt und den Aufbau des erweiterten Campus – samt FEZ, Zahnklinik und dem Holzgebäude – realisiert.“
Nach 16 Jahren im Dienst der Stadt Witten hat sich Sonja Leidemann nun der Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung verschrieben und bringt hier ihre langjährige Erfahrung aus ihren beruflichen und ehrenamtlichen Tätigkeiten strategisch ein. Nach weniger als zwei Jahren im Vorstand blickt sie bereits zurück auf die erfolgreiche Neugestaltung des Veranstaltungs- und Ausstellungsprogramms, den Relaunch der Website und den Ausbau des Kooperationsnetzwerks. Ihr wichtigster Ansatz ist es jedoch, die Stiftung sukzessive für die Öffentlichkeit zu öffnen und die Förderziele breiter anzulegen. Dazu zählt für Sonja Leidemann unter anderem die Unterstützung von Frauen. „Ich war lange Zeit Vorsitzende des Ausschusses für Frauen und Gleichstellungsangelegenheiten im deutschen Städtetag. Das hat mich geprägt. Daher bin auch jetzt im Namen der Stiftung mit verschiedenen Einrichtungen im Gespräch, um Projekte von und für Frauen voranzubringen“, erklärt die Vorständin. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Zusammenarbeit mit Schulen. So fördert die Werner Richard – Dr. Carl Dörken Stiftung unter anderem Projekte zur Digitalisierung und Integration.
Neue Impulse und Perspektiven für die Stiftung
Sonja Leidemann sieht in Kunst und Musik ein verbindendes Element, das sprachliche und gesellschaftliche Barrieren überwindet. „Als Stiftung verfolgen wir bewusst den Ansatz, uns offen für alle Zielgruppen zu präsentieren. Das gelingt uns etwa durch die Konzeption unserer Konzerte, die unterschiedlichen Kulturen und Nationalitäten – z. B. aus der Türkei, Kuba oder Japan – eine Bühne geben. Nach den Veranstaltungen laden wir in unseren Räumlichkeiten immer zu einem Get together mit Getränken und Austausch ein. Die Vielfalt an Menschen, die hier zusammenkommt, finde ich besonders schön und bereichernd“, berichtet die 64-Jährige.
Für die kommenden Jahre richtet die Vorständin ihren Blick zudem auf zukunftsweisende Kulturprojekte in der Region. Ein besonderer Höhepunkt ist dabei die Beteiligung an der Internationalen Gartenausstellung Ruhrgebiet 2027 (IGA 2027). „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets, daher war für mich schon bei meinem Amtsantritt klar, dass ich mich mit der Stiftungsarbeit auf die Region konzentrieren werde“, erklärt die Vorständin. Für die Beteiligung an der IGA 2027 hat sie schon Ideen, etwa eine Skulpturenausstellung auf dem Gelände des Industriedenkmals Koeppchenwerk, denen sie voll Tatendrang entgegensieht.
Kunst und Kultur sind für die gebürtige Hattingerin auch nicht aus ihrem Privatleben wegzudenken. Sie erzählt: „Ich bin bei allem, was ich tue, mit Herz und Verstand dabei. Daher gehen bei mir Berufliches und Privates häufig Hand in Hand. Eine Leidenschaft von mir ist das Lesen, aber auch Konzertbesuche gehören in meiner Freizeit dazu. Als Stiftung bieten wir viele Konzertreihen, die ich gerne besuche. Zu unserem Angebot gehören auch Kunstausstellungen in den Räumlichkeiten der Stiftungen, die mir am Herzen liegen. Es gibt viele Überschneidungen, für die ich sehr dankbar bin.“
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