Ehrenamt im Studium
Erfahrene Studierende geben nützliche Tipps
Ehrenamtliches Engagement im Studium kann sich lohnen – du hilfst anderen Menschen, übernimmst Verantwortung für die Gesellschaft und förderst deine eigene Persönlichkeitsentwicklung. Auch auf deinen Lebenslauf wirkt sich das Engagement positiv aus. Es zeigt künftigen Arbeitgebern, dass ehrenamtlich Tätige bereit sind, sich für eine gute Sache und andere Menschen einzusetzen, dass sie motiviert sind und über wichtige Soft Skills wie Teamfähigkeit, Kommunikationsstärke, Zeitmanagement, Organisationstalent und Fleiß verfügen.
Auch ist ehrenamtliches Engagement oft der Türöffner für Stipendien, zudem ist in einigen Fällen auch eine steuerfreie Aufwandsentschädigung möglich: Wer sich aber nur für Andere einsetzt, um Stipendien, Aufwandsentschädigung oder einen guten Lebenslauf zu erhalten, wird damit auf Dauer nicht glücklich werden.
„Es ist einfach gut zu wissen, dass man etwas bewegt, vielleicht nur etwas Kleines, und trotzdem Teil von etwas Großem ist“, begründet Marei Neudecker, die an der Uni Witten /Herdecke Humanmedizin studiert, warum sie sich in gleich mehreren Initiativen engagiert.
„Viele Bereiche würden überhaupt nicht funktionieren, wenn sich nicht tagtäglich viele Menschen unentgeltlich engagieren würden“
So wie Marei Neudecker denken viele Studierende, nicht nur an der UW/H. Die Möglichkeiten sich einzubringen sind vielfältig. Ob beim aktiven Umweltschutz, im Tierheim, bei Feuerwehr, Radio, Selbsthilfe-Gruppen, in Sportverein oder Kirche, für Gemeinschaftsgärten, Flüchtlings- und Integrationshilfe, Frauenrechte, LGBTQIA+-Rechte, bei der Unterstützung von älteren Menschen und Menschen mit Behinderung, Eltern-Kind-Initiativen oder in der Lokalpolitik – in vielen Bereichen ist die Hilfe von Ehrenamtlichen gern gesehen und notwendig.
„Für mich ist das Ehrenamt eine wahnsinnig wichtige und leider unterschätzte Stütze unserer Gesellschaft. Viele Bereiche würden nicht so funktionieren, wie wir sie kennen, wenn sich nicht tagtäglich viele Menschen unentgeltlich engagieren würden“, sagt Marei Neudecker. Die 24-Jährige hat sich bereits während ihrer Schulzeit im Schulsanitätsdienst engagiert und zudem im Sozialdienst eines Altenheims ausgeholfen, dabei mit den Bewohnerinnen und Bewohnern Bingo gespielt oder ist mit ihnen spazieren oder einkaufen gegangen. Zudem engagiert sie sich seit vielen Jahren in einem Verein, der Begleiter auf Reisen für Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen schickt. Ihr neuestes Engagement gilt aber „CoronAid“. Die Initiative wurde von Studierenden und Mitarbeitern der Uni Witten/Herdecke ins Leben gerufen, um bei der Bewältigung der vielfältigen medizinischen, sozialen und menschlichen Herausforderungen zu helfen, die mit der COVID-19-Pandemie einhergehen. In diesem Rahmen helfen Studierende aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Wirtschaftswissenschaft, Politik und Philosophie in den Kliniken und Lehrkrankenhäuser der UW/H, im öffentlichen Gesundheitsdienst und in der ambulanten Versorgung mit Gesprächs- und Beratungsangeboten. Auch unterstützen sie gezielt Menschen, die durch die Pandemie und damit verbundene sozialen Veränderungen in Not geraten oder vor unerwartete Probleme gestellt sind. Zudem hat die Initiative Impfungen und Testungen an der Uni organisiert.
„Wenn wir die Impftermine nicht verteilt und viele Arbeitsstunden in die Impfaktion gesteckt hätten, wäre es vermutlich wesentlich bürokratischer, langsamer und teurer für die Uni geworden. Und es gibt so viele weitere Beispiele, wo das Engagement von Initiativen und ihren Mitgliedern etwas bewegt und in Gang gesetzt hat, das sonst vermutlich nicht passiert wäre“, findet Marei Neudecker.
„Demokratie lebt nicht nur vom Wählen und Arbeiten, sondern auch von ehrenamtlichem Engagement“
Das findet auch Julia Ebner, die Ethik und Organisation an der UW/H studiert. Sie sagt: „Das Ehrenamt ist ein wesentlicher Baustein unserer Gesellschaft. Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, mich ehrenamtlich zu engagieren. Wenn wir Veränderung in der Gesellschaft sehen wollen, dann ist ehrenamtliches Engagement der erste Schritt dafür. Außerdem lebt Demokratie nicht nur vom Wählen und Arbeiten, sondern auch von ehrenamtlichem Engagement.“ Schon während der Schulzeit hat sie sich im Jugendrat eingebracht und dabei versucht, mehr Begegnungsräume für Jugendliche in der Stuttgarter Innenstadt zu etablieren.
Als sie an die UW/H kam, war für sie klar, dass sie sich auch hier weiter engagieren will. „Allerdings musste ich mich erst einmal orientieren, da es hier so viele tolle Angebote gibt“, erinnert sie sich. Allerdings gab es noch keine Initiative im Bereich der Flüchtlingshilfe. „Also habe ich mit zwei Kommilitoninnen eine gegründet.“ Ziel von „Willkommen in Witten“ ist es, Flüchtlinge in Witten bei der Integration und beim Ankommen zu unterstützen und ihnen besseren Zugang zu gesellschaftlichen Aktivitäten zu ermöglichen. Dabei stehen das Erlernen der deutschen Sprache, Hausaufgabenbetreuung von Schulkindern, Freizeitangebote für Kinder, Frauen und Männer sowie die Unterstützung bei alltäglichen, auch bürokratischen Hürden im Vordergrund.
Du willst dich ehrenamtlich engagieren? Darauf solltest du achten:
- Genügend Zeit einplanen
- „Initiativarbeit nimmt viel Zeit in Anspruch, daher kann ich aus eigener Erfahrung empfehlen, nicht zu viele Initiativen und Dinge gleichzeitig zu wollen“, sagt Julia Ebner. Besser ist es, realistisch zu planen und genügend Zeit einzukalkulieren.
- Suche Dir eine Tätigkeit, die Spaß macht und zu dir passt
- Wichtig ist, sich eine ehrenamtliche Tätigkeit zu suchen, die Spaß macht. Wer sie als eine Art Hobby neben dem Studium betrachten kann, wird mit mehr Freude dabei sein und sie als Freizeitbeschäftigung ansehen können.
- Verbinde die Theorie mit der Praxis
- Für Studierende hat Julia Ebner einen besonderen Tipp: „Aus studentischer Sicht ist ein Engagement zu empfehlen, dessen Themenfelder man parallel auch theoretisch im Studium bearbeitet. Dabei lernt man hervorragend, wie Theorie und Praxis oftmals auseinandergehen und findet auch Lösungen für die ‚andere Seite‘. Bei mir, beispielsweise, habe ich mich einerseits mit Finanzwirtschaft und politischen Institutionen auseinandergesetzt, und dann habe ich die Realität der Ämter im Umgang mit Menschen mit Fluchthintergrund erlebt. Dazwischen liegen Welten. Sich dort generell neue Wege für die Zukunft zu überlegen, hat mir Spaß gemacht und beschäftigt mich immer noch.“
- Mit den richtigen Erwartungen ins Ehrenamt starten
- Auch Marei Neudecker hat wichtige Tipps für angehende ehrenamtlich Tätige: „Man sollte auf alle Fälle im Vorfeld darauf achten, dass beide Seiten die richtigen Erwartungen haben. Die oder der Ehrenamtliche sollte sich über den zeitlichen Aufwand im Klaren sein und im Vorhinein sicher wissen, dass sie oder er diese Zeit auch aufbringen kann.“
- Klare Kommunikation und Transparenz
- Marei Neudecker: „Die anstehenden Aufgaben sollten auf jeden Fall klar kommuniziert sein. Transparenz und Ehrlichkeit von beiden Seiten sind ganz wichtig. Die oder der Bereitwillige muss dann gegebenenfalls auch bereit sein sich einzugestehen, wenn sie oder er den Anforderungen nicht gerecht werden kann.“
So findest du die richtige Initiative für dich:
Möglichkeiten, sich sozial oder ehrenamtlich zu engagieren, gibt es viele. Mittlerweile gibt es auch einige Portale, die eine gute thematische oder regionale Übersicht über bürgerschaftliches Engagement liefern. Wer deutschlandweit sucht, wird auf ehrenamt.bund sicherlich die zu ihm oder ihr passende Initiative finden. Ein ähnliches Angebot für Nordrhein-Westfalen bietet zum Beispiel diese Seite: https://www.lagfa-nrw.de/freiwilligenagenturen-in-nrw/.
Nicht nur regional, sondern auch thematisch gegliedert ist die Suche bei dovolunteer.com. Zunächst einmal testen, welche Bereiche für dich überhaupt in Frage kommen, kannst du hier.
Das Initiativenprogramm an der UW/H
Die meisten Hochschulen haben ein Angebot an Programmen und Initiativen. Da gesellschaftliches Engagement an der Uni Witten/Herdecke im, neben und nach dem Studium eine große Rolle spielt, ist das Angebot an Möglichkeiten sich einzubringen hier besonders groß.
„Ich glaube, dass sich vermutlich noch mehr Leute einem Ehrenamt widmen würden, wenn der Bedarf an vielen Stellen offener kommuniziert würde“, sagt Marei Neudecker. „Oftmals scheitert es nicht an mangelnder Bereitschaft, sondern daran, dass der oder die Bereitwillige und die bedürftige Stelle nicht zueinanderkommen. Daher finde ich das Initiativenprogramm der UW/H so klasse. Über den Markt der Möglichkeiten hat einfach jeder, der das möchte, die Möglichkeit, sich darüber zu informieren, welche Initiativen es gibt, was man dort macht und was die jeweiligen Aufgaben wären. So ein Format fehlt für die Welt außerhalb der UW/H.“
Beim „Markt der Möglichkeiten“, der offiziellen Semestereröffnung in Witten, haben alle studentischen Initiativen die Möglichkeit, sich den (neuen) Studierenden vorzustellen und für ein Engagement zu werben. Marei Neudecker: „Das fand ich immer unglaublich hilfreich. Man hat einen guten Überblick über die Angebote bekommen und konnte sich über Gespräche mit Mitgliedern der jeweiligen Initiative einen guten Eindruck von der Arbeit verschaffen.“
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