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Blog Universität Witten-Herdecke | Frischer Wind für den Bundestag: Alumna Anna di Bari will’s wissen!

Frischer Wind für den Bundestag

UW/H-Alumna Anna di Bari will’s wissen!

Nächster Halt: Bundestag! Nichts Geringeres ist das Ziel von Anna di Bari. Die frischgebackene UW/H-Absolventin des Studiengangs PPÖ – Philosophie, Politik und Ökonomik (B. A.) stellt sich für Bündnis 90/Die Grünen in ihrem Wahlkreis Bochum/Herne erstmals zur Wahl. Als Kandidatin erlebt sie hautnah, was vorgezogene Neuwahlen bedeuten und wie es ist, mitten im Winter auf Stimmenfang zu gehen. Dabei trifft sie sowohl auf politikverdrossene Bürger:innen als auch auf motivierte Anhänger:innen. Ihre Mission: mehr Solidarität und soziale Gerechtigkeit in die Bundespolitik zu tragen.

Mit uns spricht Anna über ihre Motivation für die Kandidatur, die Herausforderungen des verkürzten Wahlkampfes und über überparteilichen Zusammenhalt.

Wahlplakate aufhängen im Winter, Haustürgespräche mit Wähler:innen zwischen Neujahrs-Gruß und Parteiprogramm – Grünen-Politikerin und UW/H-Alumna Anna di Bari erlebt ihren ersten Wahlkampf als Kandidatin für den deutschen Bundestag im Schnelldurchlauf. Die vorgezogenen Neuwahlen am 23. Februar 2025 bringen einige Herausforderungen für die Parteien mit sich, die auch Anna auf Trab halten: „Die fehlende Vorbereitungszeit macht sich überall bemerkbar. In einem normalen Wahljahr würden wir im Januar mit der Organisation beginnen und einen Fahrplan entwickeln, bevor die heiße Phase des Wahlkampfs im Sommer anläuft. Jetzt sind mein Team und ich bereits seit zwei Wochen auf der Straße und machen Haustür-Wahlkampf. Weitere Maßnahmen können wir nur von Woche zu Woche planen und müssen sie gut abwägen. Zeit ist gerade eine wertvolle Ressource.“

In den Gesprächen mit Bürger:innen ihres Wahlkreises erlebt sie ein gespaltenes Stimmungsbild. Viele machen ihrer Frustration und Enttäuschung von der aktuellen Regierung Luft, dabei kann der Ton sehr rau werden. „Gerade wir bei den Grünen bekommen viel ab“, erzählt sie. Doch Anna berichtet auch von konstruktiven Dialogen und von Menschen, die sich über ihren Einsatz für die Bürger:innen in Bochum und Herne freuen.

Anna ist sich sicher, dass es im Bundestag Vertreter:innen braucht, die nicht in das „typische Politiker-Image“ passen. Von ihren Unterstützer:innen bekommt sie gespiegelt, dass sich vor allem Frauen und Studierende eine größere Repräsentation wünschen. Besonders bestärkend für die Neukandidatin ist die Unterstützung durch neue Parteimitglieder. Nach dem Zerfall der Ampel-Koalition im November erlebte Bündnis 90/Die Grünen einen regelrechten Mitglieder-Boom in allen Teilen der Bundesrepublik. Anna macht für den Zuwachs zwei wesentliche Gründe aus: „Ich glaube, dass die Menschen sich nach dem Ampel-Aus einen neuen politischen Stil und konkrete Inhalte von einer Partei wünschen. Die Grünen arbeiten sich nicht an den Themen oder Versäumnissen anderer Parteien ab, sondern kämpfen ganz klar für zentrale Aspekte wie den Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.“ Als weiteren mobilisierenden Auslöser beschreibt Anna die Wiederwahl von Donald Trump: „Viele haben das Ereignis als Kipppunkt in der Weltpolitik und unserer Gesellschaft wahrgenommen. Das hat offenbar ihren Aktionismus geweckt, denn die neuen Parteimitglieder haben nicht nur einen Mitgliedsantrag ausgefüllt. Sie gehen jetzt im Wahlkampf mit uns auf die Straße und wollen selbst etwas bewegen.“

„Als Gesellschaft müssen wir uns daran messen, wie wir mit den schutzbedürftigsten Menschen umgehen.“

Für Anna ist ihr politisches Engagement auch eine Bewältigungsstrategie, um mit den oftmals beängstigenden Nachrichten und Entwicklungen auf der Welt und dem drohenden Gefühl der Ohnmacht umzugehen. „Ich weiß, dass ich nicht alle Probleme lösen kann, aber ich fühle mich angespornt und habe Ansatzpunkte, um in meinem Einflussbereich aktiv zu werden“, so die 24-Jährige.

Sowohl bei ihrem Einsatz für sozial benachteiligte Familien als auch in der Seenotrettung gemeinsam mit der Organisation Sea-Eye e. V. muss sie jedoch feststellen, dass Kommunalpolitik und humanitäre Hilfe an ihre Grenzen stoßen. Armut und Migration gehören zu den großen Themen, die auf Bundesebene entschieden werden. Für die junge Politikerin ist das die Motivation, um für den Bundestag zu kandidieren. „Als Gesellschaft müssen wir uns daran messen, wie wir mit den Schutzbedürftigsten unter uns umgehen. Menschen, die zu ertrinken drohen, sind das Sinnbild dafür“, sagt Anna. „Wenn wir es nicht schaffen, uns dazu menschlich und verantwortungsbewusst zu positionieren, haben wir viel zu tun. Solidarität muss wieder an Wert gewinnen.“

Mit überparteilicher Zusammenarbeit die Demokratie stärken

Verbalattacken im Bundestag und öffentliche Angriffe mit Schaumtorten sind beispielhaft für das angespannte politische Klima in Deutschland, das zunehmend von Polarisierung und Respektlosigkeit anstatt von konstruktiven Debatten geprägt ist. Das nimmt auch Anna wahr. „Bei Polittalks und öffentlichen Interviews haben ich häufig das Gefühl, hier diskutieren keine politischen Gegner, sondern Feinde. Dabei sollten sich die demokratischen Parteien doch auf ihre Gemeinsamkeiten besinnen und sich geschlossen gegen die Bedrohung unserer Demokratie stellen.“ Für die Grünen-Politikerin sind die Machtspiele im Bundestag auch eine Generationenfrage. Anfang des Jahres erlebte sie bei einem überparteilichen Workshop für Neukandidierende konstruktive Diskurse zwischen den Nachwuchs-Abgeordneten, die trotz inhaltlicher Differenzen fair und respektvoll blieben.

Mit einem besorgten Blick auf die Umfragewerte der AfD wünscht sie sich von den demokratischen Parteien weniger Polemik, sondern konkrete eigene Angebote und Perspektiven: „Gerade jüngere Wähler:innen, die sich in der Vergangenheit von der Politik vernachlässigt gefühlt haben, brauchen wieder eine bessere Orientierung, wofür die einzelnen Parteien stehen. Nur so können wir sie wieder für Inhalte begeistern.“

Transparente Einblicke in ihre Politik und den aktuellen Wahlkampf gibt Anna di Bari auf ihren Social-Media-Kanälen. Reels, Storys und TikToks sind für sie ein wichtiges politisches Instrument, um mit Wähler:innen im Austausch zu bleiben und über Inhalte zu diskutieren.

Wie beim Haustürwahlkampf erlebt Anna auch im Netz zwei Welten: „Ich habe vor allem über Instagram schon viele wertvolle Kontakte geknüpft. Es melden sich auch neue Parteimitglieder, die meinen Wahlkampf gespannt verfolgen, mit positiven Feedback.“ Einige Kritiker:innen werfen ihr jedoch vor, als junge Frau bei den Grünen lebe sie in einer elitären Blase und würde nicht über diese Grenzen hinwegschauen. Ein weiteres Problem: Bei einer großen Reichweite und einer Flut von Kommentaren ist eine Moderation auf den eigenen Kanälen nicht mehr möglich. So erging es Anna, als sie ihre Kandidatur angekündigte: Mehr als 900 Hass-Kommentare prasselten auf sie ein. Bei Hate-Speech in diesem Ausmaß bleibt ihr nichts Anderes übrig, als sich in Resilienz zu üben und die Kommentare zu ignorieren. Echte Härtefälle bringt sie jedoch zu Anzeige.

Ob Anna es in den Bundestag schafft, entscheidet sich am 23. Februar 2025.

Politik ist ihr Leben:
Schon als Schülerin engagierte sich Anna di Bari in der Schülervertretung, seit 2019 ist sie Parteimitglied bei Bündnis 90/Die Grünen und aktiv in der Kommunalpolitik. In ihrer Heimatstadt Bochum ist sie Vorsitzende des Sozialausschusses und integrationspolitische Sprecherin im Stadtrat und vertritt als stellvertretende Bezirksbürgermeisterin die Interessen der Bürger:innen in Bochum-Mitte. Ihrem Herzensthema Migration und Flucht widmet sie sich in der jeweiligen Landes- und Bundesarbeitsgemeinschaft der Grünen. Ihr Traum von einer politischen Karriere führte die heute 24-Jährige 2019 für ein Bachelor-Studium in PPÖ – Philosophie, Politik und Ökonomik an die UW/H. Als frischgebackene Absolventin verfolgt Anna jetzt ein neues Ziel: den Einzug als Abgeordnete ihres Wahlkreises in den Deutschen Bundestag.

Wie Anna die Balance zwischen Studium und Politik gelang und welche wertvolle Erfahrungen sie aus der Zeit an der UW/H mitnehmt, könnt ihr in unserem ersten Blog-Portrait mir ihr nachlesen: Mit PPÖ in die Politik: Anna di Bari | Uni Witten/Herdecke

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