Psychologie trifft Unternehmertum
UW/H-Studierende denken psychologische Beratung mit ihrem Start-up neu

Psychische Gesundheit bekommt heutzutage immer mehr Bedeutung und ist gleichzeitig eine der größten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Neben etwa 18 Millionen Menschen in Deutschland mit einer psychischen Erkrankung gibt es viele Betroffene, die zwar keine klinische Diagnose haben, aber dennoch Unterstützung in belastenden Lebenssituationen benötigen. Diese Versorgungslücke wollen Isabelle Hinrichs und Lukas Theodor Wagner schließen. Mit ihrem Start-up Talk About Me bieten die Psychologie-Studierenden der UW/H psychologische Beratungen an – online, flexibel und wissenschaftlich fundiert.
Isabelle und Lukas haben es geschafft: Die beiden Psychologie-Studierenden haben aus einer smarten Idee ein eigenes Start-up gemacht! Im Studium beschäftigten sie sich intensiv mit der psychischen Gesundheitsversorgung in Deutschland und erkannten bald, dass sie in diesem Bereich etwas bewegen wollen. „Viele Menschen warten Monate bis Jahre auf einen Therapieplatz. Das ist ein echtes Problem“, sagt Lukas. „Neben der Psychotherapie gibt es viele alternative Hilfsangebote, aber keine einheitlichen Qualitätsstandards. Und auch die hohen Kosten sind eine Hürde.“ Denn anders als eine Psychotherapie ist eine psychologische Beratung in der Regel keine Krankenkassenleistung; Beratungssuchende müssen die Kosten selbst tragen. Zudem ist der Begriff „psychologische Beratung“ rechtlich nicht geschützt, sodass neben ausgebildeten Psycholog:innen auch private Coaches mit dieser Leistung werben können. Für Laien ist es entsprechend schwer, das Preis-Leistungs-Verhältnis zu beurteilen. Lukas und seine Kommilitonin Isabelle stellten sich der Herausforderung und entwickelten eine Business-Idee. Ihre Lösung: psychologische Beratungen durch Studierende.
Gespräche auf Augenhöhe und ein geschütztes Umfeld sollen Hemmschwellen abbauen
Ihr Ansatz bringt gleich mehrere Vorteile mit sich, wie Start-up-Gründerin Isabelle erklärt: „Unsere Berater:innen befinden sich in höheren Semestern ihres Bachelor-Studiums, im Master oder bereits in der psychotherapeutischen Ausbildung. Durch das praxisnahe Studium nach der neuen Approbationsordnung bringen sie Fachwissen und Methodenkenntnisse mit, die den aktuellen wissenschaftlichen Standards entsprechen. Sie selbst profitieren wiederum von der Möglichkeit, wertvolle Berufserfahrung neben dem Studium zu sammeln. Unser Business-Modell ermöglicht es außerdem, dass wir eine hochwertige Beratung kostengünstig anbieten können.“ Die Gründer:innen wollen Menschen helfen, Probleme im Alltag oder in Beziehungen zu bewältigen, die eigene Resilienz zu stärken, sich persönlich weiterzuentwickeln und die Lebensqualität zu verbessern. „Es muss nicht immer ein ernstes Krankheitsbild zugrunde liegen. Manchmal fühlen wir uns einfach mit einer Situation überfordert oder wollen festgefahrene Verhaltensmuster ändern und brauchen jemandem zum Reden. Dafür sind wir da und können unabhängig und professionell Hilfestellungen geben“, sagt die Psychologie-Studentin.
Ganzheitlich Psychologie studieren an der UW/H
Du möchtest Psycholog:in oder Psychotherapeut:in werden? Dann erhältst du bei uns an der UW/H eine vollumfängliche Ausbildung: Tauche im Bachelor-Studium zunächst in die Grundlagen der Psychologie ein. Im Anschluss kannst du deine Expertise in unserem klinisch ausgerichteten Master weiter ausbauen. Mehr zum ganzheitlichen Psychologie-Studium findest du hier auf unserem Blog.
Trotz des wachsenden Bewusstseins für mentale Gesundheit hält die Angst vor Stigmatisierung noch immer viele Menschen davon ab, sich professionelle Hilfe zu suchen. In der psychologischen Beratung sehen Lukas und Isabelle die Chance, Hemmschwellen abzubauen. „Unsere Mentees können die Online-Beratung im geschützten Umfeld ihres eigenen Zuhauses zu flexiblen Zeiten wahrnehmen und mit uns auf Augenhöhe sprechen“, erklärt Isabelle. Mit ihrem Team aus jungen Berater:innen hoffen sie, vor allem Studierende oder Auszubildende unterstützen zu können, die möglicherweise Probleme haben, sich älteren Therapeut:innen zu öffnen.
Auf ihrem Weg zum Start-up war Aufgeben nie eine Option
Ein Jahr lang haben Lukas und Isabelle ihr Start-up aufgebaut, bis der Launch ihrer Website im Januar 2025 den Start von Talk About Me offiziell besiegelte. Neben ihrer Begeisterung für die menschliche Psyche brachten die Jungunternehmer:innen auch betriebswirtschaftliches Know-how in ihr Gründungsvorhaben ein: Vor ihrem Psychologie-Studium an der UW/H studierte Isabelle Management, während Lukas in einer Anwaltskanzlei im Bereich Kapitalmarktrecht arbeitete. Beflügelt durch ihre feste Überzeugung und Motivation nahmen sie jede Herausforderung an – von der Konzeptentwicklung über die Suche nach Finanzierungsmöglichkeiten bis hin zur rechtlichen Absicherung. „Es war zu keinem Zeitpunkt eine Option, den Stift fallen zu lassen und den Kopf in den Sand zu stecken“, erinnert sich Isabelle. „Talk About Me ist unser Herzensprojekt!“

Ein wichtiger Meilenstein war die erfolgreiche Bewerbung um eine staatliche Förderung. „Unser Pitch war ein Erlebnis, denn er fand während einer Bootstour mit der Jury statt! Wir konnten die Expert:innen von unserer Idee überzeugen und bekamen die Chance, unseren Businessplan zu schärfen. Für die finanzielle Starthilfe sind wir sehr dankbar“, erzählt Lukas. Dass sie diesen Weg so entschlossen gehen konnten, lag nicht zuletzt an ihrem bestärkenden Umfeld, berichten die Gründer:innen: „Eines der besonderen Merkmale der UW/H ist für uns die wertschätzende Nähe zwischen Studierenden und Lehrenden. Unsere Professor:innen haben uns von Anfang an ernst genommen und wertvolle Impulse gegeben. Egal ob inhaltliches Feedback zu Beratungsleitfäden, Vernetzungsmöglichkeiten oder unternehmerische Beratung – dieser enorme Rückhalt war für uns ein großes Geschenk.“
Aus ihrer Gründung nehmen sie drei zentrale Learnings mit: Einfach loslegen und ins Handeln kommen, offen für Anpassungen sein und Mitstreiter:innen suchen, auf die man sich verlassen kann. Für Isabelle und Lukas ist klar: Talk About Me ist erst der Anfang ihrer Reise.
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