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Blog Universität Witten-Herdecke | Studiengang wechseln – Argumente für einen Neustart

Du willst den Studiengang wechseln?

Warum ein Neustart oft die beste Entscheidung ist

Zugegeben, ein Studiengangswechsel klingt erstmal nach Scheitern. Wenn du voller Vorfreude ein Studium angefangen hast, und dann feststellst, dass die Universität oder der Studiengang nicht das richtige für dich ist, bist du sicherlich enttäuscht und zweifelst an dir. Eventuell sitzen dir auch deine Eltern im Nacken. Dabei ist ein Wechsel des Studiums keine Seltenheit, und es gibt viele Möglichkeiten, diesen gut zu meistern.

 

Warum ein Studiengangswechsel häufiger vorkommt, als du vielleicht denkst

Fest steht: Mit dem Wunsch nach einem Studienabbruch oder Studiengangswechsel bist du nicht allein. Viele Schulabgänger:innen haben bereits nach einigen Wochen das Gefühl, dass etwas nicht passt. Die meisten wechseln ihr Studium nach dem 1. oder 2. Semester. Insgesamt 28 Prozent der Bachelor-Studierenden sowie 21 Prozent der Master-Studierenden brechen ihr Studium ab, hat das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung ermittelt. Kein Wunder, schließlich gibt es mehr als 20.000 Studiengänge in Deutschland. Wie sollst du bei diesem Angebot auf Anhieb das für dich passende Studienfach finden? 

Möglicherweise hast du dir das Studium ganz anders vorgestellt. Das passiert schnell bei Fächern, die du aus der Schule kennst und im Studium vertiefen willst. Germanistik etwa ist mit dem Deutschunterricht kaum zu vergleichen, weil du dich plötzlich mit sprachwissenschaftlichen Theorien, komplizierten Modellen und Literaturkritik auseinandersetzen musst. Auch der umgekehrte Fall ist schwierig: wenn du ein Fach studierst, mit dem du bisher kaum Berührungspunkte hattest – wie Architektur, Jura oder Medizin. 

„Die Gründe, warum Studierende das Fach oder die Universität wechseln, sind sehr unterschiedlich“, weiß Nele Blümke von der Allgemeinen Studienberatung der Universität Witten/Herdecke. „Gerade Personen, die von einer staatlichen auf unsere private Universität wechseln, berichten, dass sie sich in den überfüllten Hörsälen nicht wohl gefühlt haben und sich eine persönlichere Betreuung wünschen.“ (Mehr dazu im Blogbeitrag „Private oder staatliche Uni?.) Oft seien aber auch fachliche Aspekte entscheidend: Vielen Schulabgänger:innen sei beispielsweise nicht bewusst, dass Statistik im Psychologiestudium eine große Rolle spielt, um Forschungsergebnisse besser einschätzen und bewerten zu können. Auch ein fehlender Praxisbezug oder die Angst vor vermeintlich schlechten Chancen auf dem Arbeitsmarkt spielen häufig eine Rolle für einen Studienabbruch.
 

  

Wann sich ein Studiengangswechsel für dich lohnt

Bevor du dich für ein neues Studienfach entscheidest, solltest du nochmal in dich gehen und gründlich überlegen, warum du die Universität oder das Fachgebiet wechseln möchtest. Bedenke dabei: Ein Studiengangwechsel beeinflusst den weiteren Verlauf deines Lebens genauso wie die Entscheidung, es nicht zu tun. 

Es ist sinnvoll, den Studiengang oder die Uni zu wechseln …

  • wenn dein Studiengang nicht deinen Erwartungen entspricht und du von Anfang an das Gefühl hast, dass dieser einfach nicht zu dir passt.
  • wenn du durchgehend schlechte Noten und bereits mehrere Prüfungen nicht bestanden hast.
  • wenn du dich intensiv mit den Berufsmöglichkeiten befasst hast und dich diese nicht ansprechen. 
  • wenn sich deine Interessen stark gewandelt haben und dir ein anderer Studiengang viel eher entspricht.
  • wenn du die Beratungsmöglichkeiten an deiner Hochschule oder Universität ausgeschöpft hast und noch immer das Studium wechseln willst. 
  • wenn du das Studium nur deinen Eltern oder Freund:innen zuliebe gewählt hast.

 

Es ist nicht sinnvoll, den Studiengang zu wechseln…

  • wenn du kurz vor schwierigen Prüfungen kalte Füße bekommen hast. Klar ist so eine Universitätsprüfung schwieriger als eine Klausur in der Schule. Die meisten Universitäten bieten aber fachliche Unterstützung durch Tutorien oder psychologische Beratung. 
  • wenn du kurz vor dem Abschluss stehst. Ein mittelmäßiger Abschluss ist im Zweifelsfall immer noch besser als gar kein Abschluss. Im Anschluss könntest du z.B. einen nicht-konsekutiven Master wie „General Management“ oder „Philosophy, Politics and Economics“ anschließen. Nicht-konsekutive Master-Studiengänge können an Bachelor-Studiengänge aller Fachrichtungen angeschlossen werden. Ein solcher fachfremder Master eröffnet also den Zugang in andere Fachgebiete und ermöglicht eine neue fachliche Ausrichtung – ohne noch einmal von vorne anfangen zu müssen.
  • wenn du nur mit einigen wenigen Modulen oder Professor:innen Probleme hast, dir das Studium aber im Großen und Ganzen gut gefällt. Dann ergibt es eher Sinn, dir gezielt Hilfe zu holen. 
  • wenn du dich zu Beginn verloren fühlst und es dir noch schwer fällt, deinen Studienalltag zu organisieren. Gib’ dir etwas Zeit, dich einzuleben und Freund:innen zu finden. 

  

Warum ein Studiengangswechsel sogar von Vorteil sein kann

Natürlich ist die Entscheidung, den Studiengang zu wechseln, keine einfache. Wenn es aber gute Gründe für einen Wechsel gibt, ist es meistens klüger, frühzeitig einen Schlussstrich zu ziehen, statt unnötig Zeit auf ein Studium zu verwenden, das nicht das richtige für dich ist. Und eine Neuorientierung hat durchaus auch Vorteile:

  • Du weißt jetzt genauer, was du im Studium willst und vor allem, was du nicht willst. 
  • Du hast Erfahrungen gesammelt, weißt dich besser zu organisieren, kannst deinen Stundenplan zusammenstellen, selbstständig lernen und findest dich im Universitätsalltag zurecht. Dementsprechend sollte dir der Start ins neue Studium viel einfacher von der Hand gehen. 
  • Vielleicht hast du schon neue Freund:innen gefunden und kannst auf ein Netzwerk zurückgreifen, das dir den Rücken stärkt.
  • Du hast in deinem bisherigen Studienfach viel Neues gelernt und kannst dieses Vor- und Methodenwissen sicherlich im neuen Studiengang oder später im Beruf anwenden.
  • Du hast die Chance auf einen Neuanfang, kannst Altlasten hinter dir lassen und motiviert in einen neuen Lebensabschnitt starten. 

 

Schon mal über ein Orientierungsjahr nachgedacht?

Einen Nachteil hat ein Wechsel des Studiums natürlich: Er kostet Zeit. Häufig können bis dahin im Studium erbrachte Leistungen gar nicht oder nur zum Teil angerechnet werden und in vielen Fällen muss man noch einmal ganz von vorne anfangen. Für viele ist ein Wechsel des Studiums auch mit der Angst verbunden, dass auch die neue Studienwahl nicht die richtige ist. Schließlich möchtest du nicht zu häufig wechseln und sicher sein, diesmal wirklich den richtigen Studiengang für dich zu finden. Wenn du noch unsicher bist, was genau du studieren willst, könnte ein Orientierungsjahr für dich richtig sein oder ein flexibles Studienmodell, wie beispielsweise der „Bachelor of Choice“

In diesem in Deutschland einzigartigen Modell starten die Studierenden gemeinsam in ein Orientierungsjahr, in dem sie die relevanten Grundlagen sowie interdisziplinäre Einblicke in die Themenfelder der Fakultät Wirtschaft und Gesellschaft erhalten. Erst im 3. Semester entscheidest du dich entsprechend deiner individuellen Präferenz final für einen Bachelor-Studiengang. Entweder bleibst du im eingeschriebenen Studienfach oder du wechselst in deinen endgültigen Wunschstudiengang – ohne Credit Points oder Zeit zu verlieren. Die Wahl besteht zwischen „Management“, „Philosophie, Politik und Ökonomik“, “Wirtschaft, Politik und Recht“, „Global Sustainability: Climate, Justice, Transformation“ und „Social Data Science“. 

Das Modell gibt Schulabgängerinnen und Schulabgängern die Wahlmöglichkeit, sich erst dann für einen Studiengang zu entscheiden, wenn sie ihre Stärken noch besser kennengelernt haben und wissen, welcher Fachbereich ihr Herz höher schlagen lässt. 

 

Hör auf dein Herz!

Ein gut durchdachter Wechsel oder Abbruch des Studiengangs ist also kein Problem, sondern vielmehr eine Chance, noch einmal von vorne anzufangen. Wenn du dich ausreichend informierst und dich an unseren Tipps für den Wechsel des Studiums orientierst, findest du ganz sicher den richtigen Studiengang für dich! Hör auf dein Herz – denn am Ende weißt nur du selbst, welcher Weg für dich der richtige ist!

   

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