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Blog Universität Witten-Herdecke | Julia Brunow: „Politik ist nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken!“

„Politik ist nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken!“

Julia Brunow zwischen Landtag, Kommunalpolitik und PPÖ-Studium

Julia Brunow engagiert sich leidenschaftlich – als PPÖ-Studentin, in der Kommunalpolitik für die Christlich-Demokratische Arbeitnehmerschaft (CDA) und die CDU, außerdem als Büroleiterin eines Landtagsabgeordneten. Doch kurz vor der Bundestagswahl erlebt sie auch negativen Seiten dieses Engagements: Als junge Frau in der CDU stößt sie auf Widerstände, führt hitzige Diskussionen und erlebt Anfeindungen. Warum sie sich trotzdem mit Herzblut für soziale Gerechtigkeit, eine funktionierende Migrationspolitik und eine zukunftsfähige Demokratie einsetzt, erzählt sie uns im Interview.

„Ich will keinen Hehl daraus machen, dass ich mich als junge Frau in der CDU aktuell nicht überall großer Beliebtheit erfreue. Sowohl in meinem Freundeskreis als auch mit Kommiliton:innen muss ich immer wieder Diskussionen aufgrund meiner Parteizugehörigkeit führen und Vorwürfe hören. Der Umgangston ist definitiv rauer geworden. Von den tätlichen Angriffen auf Kolleginnen und Kollegen und Drohanrufen bin ich aktuell nicht betroffen, aber ich höre immer wieder davon“, erzählt Julia Brunow.

2014 ist die Studentin der PPÖ – Philosophie, Politik und Ökonomik der CDU beigetreten und engagiert sich bis heute in der Partei. Inzwischen ist sie Mitgliederbeauftragte im Landesvorstand der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) NRW, dem sozialpolitischen Flügel der CDU. Die persönlichen Anfeindungen, die angesichts der bevorstehenden Bundestagswahl zunehmen, machen ihr zu schaffen. Diese beobachtet sie auch bei anderen demokratischen Parteien und bezieht sich dabei konkret auf den öffentlichen Torten-Angriff auf FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner. „Ich kann verstehen, wenn jemandem die CDU als Partei nicht passt. Politische Differenzen sind richtig und wichtig, sonst gäbe es keine unterschiedlichen Parteien. Davon lebt unsere Demokratie! Aber jemanden per se zu verurteilen, weil er sich in einer demokratischen Partei engagiert – das ist ein neues Extrem geworden.“ Besonders von Menschen, die schnell urteilen, selbst aber nicht politisch aktiv sind, wünscht sie sich mehr Reflexion und Anerkennung für ein solches Engagement. Dennoch ist sich Julia sicher: „Politik ist nicht mehr aus meinem Leben wegzudenken und ich glaube, ich würde mir auch in Zukunft keinen Job suchen, der völlig fern davon ist.“

In ihrem dynamischen Job als Büroleitung des Landtagsabgeordneten Heinrich Frieling geht die 31-Jährige voll auf. Sie pendelt zwischen ihrem Homeoffice in Herdecke und dem Büro in Düsseldorf, übernimmt wissenschaftliche Recherchen, verfasst Reden, koordiniert Termine und verfolgt Plenar- und Ausschusssitzungen. „Im Landtag gibt es ‚normale‘ Arbeitstage, die um 08:00 Uhr beginnen und um 17:00 Uhr enden. Aber dann gibt es auch Phasen – wie zuletzt die Haushaltsdebatten –, in denen ich nicht vor 24:00 Uhr aus dem Büro komme. Das gehört dazu, aber es macht meine Arbeit auch so spannend“, sagt Julia. Die Flexibilität, die sie für ihren Job mitbringen muss, kommt ihr privat zugute: Als Vorstandsmitglied der CDA kann sie in der heißen Wahlkampfphase an gemeinsamen Veranstaltungen mit der CDU im Kreisverband Ennepe-Ruhr teilnehmen und die Teams unterstützen. Julia erzählt: „Mein Job ist ein Geben und Nehmen – das schätze ich sehr. So kann ich vormittags noch in Düsseldorf gemeinsam mit meinem Chef eine Sitzung des Innenausschusses vorbereiten und nachmittags in meiner Ehrenamtsfunktion einen Wahlkampftermin unserer Bundestagskandidatin für Herdecke und Witten, Katja Strauss-Köster, begleiten.“

„Ich bin eine absolute Verfechterin des Sozialstaates. Doch so wie er aktuell ausgelegt ist, funktioniert er nicht.“

Die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen – mit und ohne Migrationsgeschichte – waren für Julia vor elf Jahren ein entscheidender Antrieb, in die Politik zu gehen. In Alt-Bundeskanzlerin Angela Merkel fand sie besondere Inspiration. In der CDA setzt sich Julia bis heute für sozial- und gesellschaftspolitische Themen ein. Auf die aktuelle gesellschaftliche Lage blickt sie besorgt und wünscht sich einen Kurswechsel. Julias Ansicht: „Ich bin eine absolute Verfechterin des Sozialstaats und ich bin froh und dankbar, in einem Sozialstaat zu leben. Doch so wie er aktuell ausgelegt ist, funktioniert er einfach nicht.“

Einen wichtigen Hebel sieht die 31-Jährige in der Migrationspolitik. „In meiner Idealvorstellung sollte der Migrationshintergrund kein Kriterium sein. Wer motiviert ist, sich zu engagieren und etwas zur Gesellschaft beizutragen, ist hier in Deutschland selbstverständlich ein willkommener Teil der Gesellschaft“, sagt sie. Sie sieht es auch als Aufgabe des Sozialstaates, Menschen bei der Integration und der Traumabewältigung zu unterstützen. „Auf der anderen Seite gehören auch klare Konsequenzen dazu für all jene, die mit negativen Absichten herkommen und den Sozialstaat auszunutzen – das gilt selbstverständlich für Deutsche genauso wie für alle anderen. Diese Negativbeispiele führen dazu, dass wir Menschen mit Migrationshintergrund über einen Kamm scheren. Darunter leiden dann diejenigen, die eigentlich auf unsere Unterstützung und offene Türen angewiesen sind.“

Bei der neuen Bundesregierung hofft Julia auf ein schwarzgrünes Bündnis wie in Nordrhein-Westfalen. „Die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert, ist aktuell zwar sehr gering, aber NRW zeigt, dass es funktionieren kann. An der Ampel-Regierung haben wir gesehen, dass es bei drei Koalitionspartnern ein zu großes Hin und Her gibt. Für mich ist jedoch völlig klar: Eine Regierungsbildung mit den extrem Rechten kommt für die CDU nicht in Frage“, so die PPÖ-Studentin. Koalitionstheorien sind auch das Thema ihrer Bachelor-Arbeit, an der sie gerade in den letzten Zügen feilt und auf ihren Abschluss zusteuert.

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