„Politik braucht Dialog: Wir dürfen uns nicht spalten lassen“
PPE-Alumna Lea Banger sucht gezielt das Gespräch mit Andersdenkenden

In einem verkürzten Wahlkampf schnell eine schlagkräftige Kampagne aufbauen – das ist eine der Herausforderungen, mit denen sich Lea Banger als ehrenamtliche Social-Media-Managerin der FDP im Wahlkreis Konstanz auseinandersetzen musste. „Plötzlich kam der Anruf: ‚Morgen ist das erste Meeting, wir müssen sofort loslegen.‘ Da hieß es, schnell zusammenzurücken, kreativ zu werden und anzupacken“, berichtet sie. Dabei kam sie gerade erst aus dem Europawahlkampf, für den sie selbst kandidiert hatte.
Zusätzlich engagiert sich die PPE-Absolventin im Vorstand der FDP Konstanz und ist Kreisvorsitzende der Jungen Liberalen oder vertritt Dr. Ann-Veruschka Jurisch, Bundestagsabgeordnete und Kandidatin für den Landkreis Konstanz, bei Terminen. Beruflich forscht sie als Doktorandin an der Universität Konstanz zu der Frage, wie Krieg und Konflikt die Ungleichheit zwischen Gruppen verschiedener Identitäten – wie Ethnizität, Religion, Klasse, Geschlecht und Alter – beeinflussen.

Döner, Bier und TikTok: neue Formate für junge Wähler:innen
Die Annahme, junge Menschen seien politikverdrossen, hält die 27-Jährige für falsch: „Im Europawahlkampf wurde ich vor allem von Schulen zu Podiumsdiskussionen eingeladen. Dort habe ich viele engagierte Schülerinnen und Schüler getroffen.“ Ihrer Meinung nach braucht es kreative Formate, um diese Zielgruppe zu erreichen – etwa die Kampagne ihrer Parteikollegin Anna Neumann mit dem Slogan „Mehr Döner vom Netto“. Auch sie selbst setzte im Europawahlkampf auf unkonventionelle Ansätze: So sei ein Studentenfrühstück mit alkoholfreiem Bier total gut angekommen.
Social Media spielt für sie eine entscheidende Rolle. Gerade mit Blick auf die AfD sieht sie hier noch großen Nachholbedarf bei den anderen Parteien. Die FDP im Landkreis Konstanz nutzt TikTok inzwischen gezielt als Wahlkampfinstrument. „Ich versuche, eine gute Mischung aus informativem und unterhaltsamem Content zu bieten. Meine Strategie: Erst mit witzigen Videos Reichweite generieren, dann gezielt politische Botschaften streuen“, erklärt Lea.

Faktenchecks gegen Fake News
Die Verbreitung populistischer Falschinformationen bereitet der Social-Media-Managerin große Sorgen. Auf TikTok und Instagram setzt sie mit Stitches gezielt Faktenchecks ein, um irreführende Aussagen zu widerlegen. Gleichzeitig fordert sie strengere Regeln von der Politik: „Klassische Zeitungen, TV- und Radiosender sind dazu verpflichtet, sorgfältig zu arbeiten und Fakten zu prüfen. Es kann nicht sein, dass andere Absender auf Social Media aktiv Falschinformationen verbreiten dürfen.“ Zudem müsse der kritische Umgang mit Social Media bereits in der Schule vermittelt werden.
Auch in direkten Gesprächen – am Wahlkampfstand oder im Privaten – setzt sie auf Argumente: „Jeder Fünfte will laut Umfragen die AfD wählen. Diese Menschen sind in unserem unmittelbaren Umfeld, auf Partys, in Vereinen, bei Veranstaltungen. In Gesprächen mit diesen Menschen sollte man nicht nicken, um die Konfrontation zu meiden, sondern dagegenhalten und aufzeigen, warum die einfachen Lösungen zu sehr komplexen Themen nicht funktionieren. Viele Wahlversprechen der Extremen sind absolut unrealistisch.“
Ihr selbst sei es immer mal wieder gelungen, Menschen durch eine offene Haltung und gezielte Fragen zum Nachdenken anzuregen: „Das gibt mir Hoffnung, dass die Gespräche doch etwas bringen. Jeder Einzelne, den wir gewinnen können, ist es wert.“

Warum Austausch und Dialog jetzt wichtiger sind denn je
Ihr Appell an alle Bürger:innen: wählen gehen. „Jede Stimme zählt und verlorene Stimmen stärken die Extreme.“ Noch wichtiger sei es, sich aktiv zu engagieren – sei es in einer politischen Partei oder im Ehrenamt.
Gleichzeitig will sie sich nicht in die zunehmende Polarisierung hineinziehen lassen: „Gerade in den letzten Wochen habe ich gespürt, wie aufgeheizt die Stimmung geworden ist, sogar in der politischen Mitte. Das finde ich wirklich traurig.“
Stattdessen setzt sie auf Austausch und Dialog: „Wir dürfen uns nicht spalten lassen. Politik muss auch Spaß machen – und das gelingt am besten, wenn wir immer wieder zusammenkommen und gemeinsam nach Lösungen suchen.“
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