„Witten macht mir Mut, mein eigenes Ding zu machen“
Warum WiWi-Talent Frederic von Bernstorff vom Finanzsektor ins PPÖ-Studium wechselte
![Porträt Frederic von Bernstorff](/fileadmin/_processed_/d/0/csm_Frederic_von_Bernstorff_Portraet-_Godenschweger-Photography_c2d06b5c60.png)
Dieses Interview könnte locker zehn Seiten umfassen, denn Frederic von Bernstorff hat viel Spannendes zu erzählen. Der begabte und vielseitig interessierte UW/H-Student hat u. a. den Kongress für Familienunternehmen 2024 organisiert, steht als Mentor bei der Initiative „Rock your Life“ Jugendlichen aus benachteiligten Familien zur Seite und war vor dem Studium als selbstständiger Finanzberater tätig. Kein Wunder also, dass der 28-Jährige von Prof. Dr. Dirk Sauerland als WiWi-Talent nominiert wurde und es unter 140 Bewerber:innen als einer der 14 talentiertesten Studierenden ins Programm von WiWi-Online geschafft hat.
Frederic hat sich bewusst gegen ein klassisches Management-Studium und für PPÖ – Politik, Philosophie und Ökonomik (B. A.) entschieden, um seinen Horizont zu erweitern und im Berufsleben unterschiedliche Perspektiven einbringen zu können. Wie ihn die Menschen an der UW/H dazu inspirieren, seinen eigenen Weg zu gehen, und wie das Studium seine Sicht auf die Welt verändert hat, berichtet er im Interview.
Warum hast du dich nach deiner Selbstständigkeit für ein Studium entschieden?
Weil ich nicht nur Handwerkszeug lernen, sondern mich breit mit unterschiedlichen Themen beschäftigen wollte. In Wirtschaft und Politik stehen wir oft vor hochkomplexen Herausforderungen, die sich selten mit einfachen Antworten lösen lassen. Irgendwann muss man konkret werden, um Dinge zu verändern – das erfordert immer Kompromisse. Diese Fähigkeit, trotz aller Komplexität Entscheidungen zu treffen, finde ich enorm wichtig.
Was begeistert dich am PPÖ-Studium?
Ich schätze besonders die Vielseitigkeit der Themen und die breite Perspektive, die ich im PPÖ-Studium bekomme. Es hilft mir, die Welt und die Gesellschaft besser zu verstehen. Obwohl ein klassisches BWL-Studium auch viele meiner Interessen abgebildet hätte, wollte ich mich nicht auf ökonomische Werkzeuge beschränken, sondern bewusst über den Tellerrand schauen.
Die Diskussionen mit meinen Kommilitonen sind dabei ein echtes Highlight. Sie bringen ganz unterschiedliche Hintergründe und Ansichten mit, was meinen Horizont enorm erweitert und oft zu neuen Einsichten führt. Außerdem gibt es Themen, mit denen ich mich von alleine nie beschäftigt hätte – wie bestimmte philosophische Texte –, die mich zum Teil sehr herausfordern, aber letztlich auch begeistern.
![Frederic sitzt mit seiner WG auf dem Sofa](/fileadmin/_processed_/8/8/csm_Frederic_mit_seiner_WG_d5debf2075.png)
Wie genau bist du zur UW/H gekommen?
Meine Entscheidung für die UW/H war ein bewusster Schritt weg von klassischen Karriere-Rankings und Konventionen. Vorher war ich an einer reinen Business School, aber ich habe schnell gemerkt, dass dieses fast ausschließlich auf Start-ups, Beratung und Banking fokussierte Umfeld nicht zu mir passt und habe deshalb noch im ersten Semester gewechselt.
Was ist hier anders?
Hier in Witten geht es weniger um Status und mehr darum, sich breiter mit Themen auseinanderzusetzen, eine bereichernde Studienzeit zu erleben und sich individuell weiterzuentwickeln.
Für die UW/H habe ich mich letztlich entschieden, weil das PPÖ-Studium hier als erstes in Deutschland angeboten wurde und sehr interdisziplinär aufgebaut ist – aber in einer Fakultät gebündelt wird, sodass die unterschiedlichen Fachrichtungen auch zusammenfinden. Besonders spannend fand ich auch das Wittener Institut für Familienunternehmen mit seinem Fokus auf Familienunternehmertum und natürlich das Studium Fundamentale.
![Frederic von Bernstorff mit Freunden nach einem Radrennen in der Toskana 2024](/fileadmin/_processed_/2/5/csm_Frederic_von_Bernstorff_nach_einem_Radrennen_in_der_Toskana_2024_0fe89d56bb.png)
Viel dazu beigetragen haben die Gespräche mit Menschen, die hier studieren oder studiert hatten. Sie haben anders über ihre Uni gesprochen als Menschen, die ich von anderen Hochschulen kenne. Hier zählte die Erfahrung, das persönliche Wachstum. Dieses Freiheitsgefühl hat mich mitgerissen. Witten macht mir Mut, mein eigenes Ding zu machen.
Und haben sich deine Erwartungen erfüllt?
Absolut. Alles, was ich mir erhofft hatte, wurde erfüllt, und häufig noch überboten. Ich schätze die familiäre Atmosphäre, die kleinen Kurse und den direkten Kontakt zu den Professoren.
Hier kann ich einem Prof auch mal fünf, sechs Fragen hintereinander stellen und tief in eine Diskussion einsteigen. Ich kenne Menschen von anderen Unis, die während ihres gesamten Bachelor-Studiums nie eine einzige Frage gestellt haben. Das ist hier völlig anders – ich sehe es als Riesenluxus.
Ganz ehrlich: Witten war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
![](/fileadmin/_processed_/0/9/csm_Frederic_von_Bernstorff_und_das_FUK-Team_-_Godenschweger-Photography_20db393362.png)
Gab es ein Projekt, das dich geprägt hat?
Die Organisation des Kongresses für Familienunternehmen war vermutlich das beeindruckendste Projekt, das ich jemals mit umsetzen durfte. Ich durfte mit einem Top-Team zusammenarbeiten und habe beeindruckende Unternehmer und Unternehmerinnen kennengelernt. Wir hatten die Freiheit, alles selbst zu gestalten: Wir haben das Budget verwaltet, Workshops konzipiert, mit Dienstleistern verhandelt, Ticketpreise kalkuliert und die gesamte Organisation selbst übernommen. Es war eine intensive, aber unglaublich bereichernde Zeit, aus der ich viel mitgenommen habe. Ich würde jedem empfehlen, das zu machen.
Was hättest du gerne früher im Studium gewusst?
Ich hätte gerne früher verstanden, wie wichtig es ist, dem eigenen Bauchgefühl zu folgen und Dinge auszuprobieren, die einen wirklich interessieren. Oft orientiert man sich an anderen oder denkt zu sehr darüber nach, was später mal nützlich sein könnte. So ging es mir zumindest in den Kreisen, in denen ich mich viel bewegt habe.
In meiner Zeit als Finanzberater habe ich gemerkt, dass mir die Arbeit im Vertrieb zu eindimensional war. Im Studium habe ich jetzt die Möglichkeit, mich mit vielseitigen Themen auseinanderzusetzen und meine Perspektive zu erweitern.
![Frederic und seine Kommilitonin Paulina Unfried haben Katjes-Chef Tobias Bachmüller zur Vorbesprechung des FUK getroffen](/fileadmin/_processed_/d/7/csm_Frederic_von_Bernstorff_beim_Unternehmensbesuch_von_Katjes_662101e243.png)
Glaubst du, dass du anders studierst, weil du schon Berufserfahrung hast?
Auf jeden Fall. Ich sehe das Studium nicht als Selbstzweck für einen Titel auf dem Lebenslauf, sondern als Chance, mich auszuprobieren und mich persönlich sowie fachlich weiterzuentwickeln. Für mich ist das ein riesengroßes Lernfeld, von dem ich mein Leben lang zehren werde. Und diese Gelegenheit möchte ich nutzen, so gut ich nur kann.
Was möchtest du Studieninteressierten und Erstsemestern mitgeben?
Ich würde anderen empfehlen, sich nicht von Gruppenzwängen leiten zu lassen, sondern einfach das zu machen, was das Bauchgefühl sagt und was ihnen Spaß macht – selbst wenn das heißt, auch mal alleine eine Veranstaltung zu besuchen. Man weiß nie, was sich daraus entwickelt. Wenn man durch das Studium rast, um möglichst schnell einen Bachelor-Titel auf dem Zeugnis zu haben, dann wäre das echt zu schade.
Mir ist bewusst, dass das eine privilegierte Sicht ist, und so ein Studium muss man sich auch erstmal leisten können. Aber wer die Privilegien hat, sollte diese meiner Meinung nach auch bestmöglich nutzen und einsetzen. Das Studium ist die Möglichkeit, sich Zeit zu nehmen, seinen Weg zu erkunden und zu entdecken, wie man sich in dieser verrückten Welt zurechtfindet.
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